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Taschencheck für Rucksack Reisende
Gefühlt braucht man als Backpacker ein bisschen von allem: Ein paar Teile des häuslichen Kücheninventars, wichtiges Notfallwerkzeug, unentbehrliche Elektronik, lebensrettende Reiseapotheke und nicht zu vergessen: ausreichend Schreibzeug, um jeden noch so kleinen Moment der Reise für die Ewigkeit festzuhalten.
Damit der Wunsch nach ausnahmslosem Vorbereitet-Sein nicht plötzlich überhandnimmt und ihr am Abflughafen einen gut gepackten Rucksack aufgeben könnt, machen wir mit euch einen kurzen Taschen-Check und haben dazu eine übersichtliche Packliste für euch zusammengestellt; hilfreich unterteilt in Männlein und Weiblein und prima geeignet als Wegleitung zum konsequenten Rucksackpacken.
Zur Orientierung bei der Auswahl eines geeigneten Reiserucksacks: Jens hat seinen Kailas 50+10 Liter Rucksack von Lafuma gepackt und Birthe reist mit dem 38+8 Liter Women’s Asymmetric Rucksack von Vaude. Praktisch sind außerdem kleine Wäschesäcke in verschiedenen Farben für Bekleidung und Kleinkram, um Ordnung zu halten und den Überblick im Rucksack nicht zu verlieren.
Dushi Curaçao!
Curaçao. Der Name der Karibikinsel und niederländischen Antille kurz vor der Küste Venezuelas ist seit einiger Zeit eines der drei Wörter, die mein Smartphone mir beim Schreiben einer neuen Textnachricht als erstes vorschlägt. Ein Beweis dafür, dass die elektronischen Helfer tatsächlich von unseren Gewohnheiten lernen; für mich auch ein überraschender Hinweis darauf, dass ich die Details über die erste Destination unserer Südamerikareise doch öfter kundgetan habe als mir bewusst war.
Sei’s drum. Mittlerweile halten wir schon die Erinnerungen an das erste Ziel unserer Reise fest und genießen die zur Gewohnheit gewordenen geselligen Abende in gutbesuchten Hostels, in denen unzählige von Reisenden vor uns bereits ihre Spuren hinterlassen haben. Die vorübergehenden Abschiede von den Lieben daheim, die obligatorischen Wünsche und der einkehrende Herbst in Deutschland sind fast vergessen und der dem vertrauten Gefühl einer unbekannten Ferne gewichen, so absurd das auch klingen mag.
Vier Monate Mittel- und Südamerika
Der Auftakt unseres viermonatigen Abenteuers in Südamerika, ein sonnengesegnetes Fleckchen Erde inmitten der türkisblauen Karibischen See, war einfach gelungen. Umgeben von einem bunten Potpourri aus niederländischem Kolonialerbe, südländischen Einflüssen und der Gesellschaft urentspannter Auswanderer haben wir uns allemal wohlgefühlt.
Die kleinen Gassen und Gänge Willemstads, dessen historisches Stadtzentrum übrigens seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, bergen anmutige Straßenkunst, Läden mit mehr oder weniger stilvollen Mitbringseln und städtische Inseln von Bars und Restaurants.
Zwar ist die Stadt ist durch und durch touristisch erschlossen, doch unweit der üblichen Pfade haben wir rasch die urbanen Rudimente der vergangenen Kolonialzeit und das ungeschönte Curaçao kenngelernt, das die Einheimischen täglich erleben. Bekannte Orte wie der Floating Market (zu Deutsch „Schwimmender Markt“), die Markthalle mit einheimischen Mittagsgerichten oder die wenigen Küstenabschnitte, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln tatsächlich zu erreichen sind (Mambo Beach, Sea Aquarium) und nicht selten als beliebtes Postkartenmotiv dienen, sind dennoch sehenswert.
Westpunt – Curaçao
Abgelegenes maritimes Juwel der Insel war für uns die Bucht an der Endhaltestelle zum westlichsten Punkt der Insel, ergo „Westpunt“ genannt, an der sich außer uns kaum eine Menschenseele aufhielt.
Nach fünfundvierzigminütiger Busfahrt für umgerechnet schlappe neunzig Cent pro Person waren wir am anderen Ende des Eilands angekommen und haben mit einer gelassenen Gleichgültigkeit gehofft, dass uns, wie versprochen, ein im Zweistundentakt fahrender Linienbus wieder abholen würde. Das hat tatsächlich ganz wunderbar geklappt! Die Bucht erstrahlt in den leuchtenden Blautönen kristallklaren Wassers, das mit einer Handvoll vor Anker liegender Ruderboote gespickt ist.
Auch die Daaibooibaai weiter südöstlich lag am Wochenende überraschenderweise in nahezu karibischer Idylle, während der Tauchclub und der angeschlossene Kiesstrand (kostenlos zugänglich) mit versunkenem Schlepperwrack und populären Schnorchelgründen in der Caracasbaai noch weiter im Südosten schon mehr Tauchsportler anlockte.
Obwohl wir mit dem lückenhaften Busnetz der Insel gut zurechtgekommen sind, ist ein Mietwagen für Erkundungstouren ein absolutes Muss! Die Busfahrpläne, die am A.B.C. Bus Informationsfenster an der zentralen Haltestelle in Otrobanda erfragt werden können, sind zwar zuverlässig, doch wartet man wegen des besagten Zweistundentaktes mitunter lange auf den richtigen Bus.
Noch dazu fahren die Busse auf Routen fernab der Küstenstreifen, sodass man die meisten Strände der Insel und die stillgelegten Salzplantagen mit wilden Flamingos nicht ohne weiteres erreichen kann. An den beiden Wochenendtagen haben wir uns daher einfach an unsere Zimmernachbarinnen Gina und Kira mit gemietetem Mini-Hyundai geheftet – sonnige Grüße aus Kolumbien, falls ihr mitlest 🙂
Laut unseren Gastgebern wächst das Angebot an budgetfreundlichen Hostels auf der Insel seit einigen Jahren stetig. Plattformen wie AirBnB, Couchsurfing und Hostelworld machen die Unterkunftssuche unkompliziert und werden uns auch auf unserer Reise sicherlich weiterhin begleiten.
Wissenswertes für einen Aufenthalt auf Curaçao
- Die auf der Insel gesprochene Kreolsprache Papiamento ist eine Zusammensetzung aus niederländischen, spanischen, portugiesischen und afrikanischen Elementen. Mit Englisch kann man sich als Reisender jedoch gut verständigen.
- Das Preisniveau auf Curaçao ist durchaus mit dem europäischen zu vergleichen (ein Großteil der Produkte muss importiert werden).
- Kleinbusse mit Richtungsschildern in der Windschutzscheibe halten in der Regel nur, wenn man mit kurzem Handzeichen an den ausgewiesenen Bushaltestellen auf sich aufmerksam macht (Inselvorteil: Selbst wer sich verfährt, kann sich aus geografischen Gründen nicht allzu weit von seinem Ziel entfernen und kommt irgendwann doch an :-)).
- Beim Weiterflug mit InselAir vom Hauptstadtflughafen aus werden Flughafensteuern, bei internationalen Flügen in nicht unerheblicher Höhe, fällig.
- „Dushi“ ist eines der Lieblingswörter der Inselbewohner. Das Wort lässt sich mit einer Vielzahl von Bedeutungen ins Deutsche übersetzen. Darunter: bezaubernd, entzückend, lieblich.
Von der Insel aufs Festland – Erste Eindrücke von Kolumbien
Von der exotischen Insel Curacao aus führte unser Weg nun endlich aufs Festland, wo uns die wirklichen Abenteuer und beeindruckenden Naturwunder erwarten sollten. Erster Anlaufpunkt an der nordkolumbianischen Küste war die Industriemetropole Barranquilla, zu der wir kurzfristig einen bezahlbaren Überflug mit der Fluggesellschaft InselAir buchen konnten.
Die Begeisterung über die Tatsache, endlich den eigentlichen Kontinent Südamerika erreicht zu haben und die Gewissheit darüber, dass das Abenteuer nun erst wirklich beginnen sollte, wurden nach unserer Ankunft direkt mit einer spannend-amüsanten Taxifahrt bekräftigt – zwei Blondschöpfe, er außergewöhnlich hoch gewachsen, sie mit Adresse und Sammelkasse gleich mal vorne eingestiegen.
Während der Fahrt zwischen Unmengen an Taxen, bunt-blinkenden Bussen und Eselkarren der alten Schule wurde die Straßenverkehrsordnung eher im Freistil interpretiert. Man stürze sich ins Getümmel und denke daran, möglichst oft vergnügt oder verärgert auf die Hupe zu drücken.
Das erste Hostel in Kolumbien und die Persönlichkeiten, die uns dort begegneten
Barranquilla, von den Einheimischen auch liebevoll (für mich unverständlicherweise) „Bella Quilla“ genannt, empfiehlt sich eher als Ort der Durchreise oder zum kurzen Verschnaufen nach einem ereignisreichen Reiseabschnitt. Wir haben ein paar Nächte in einem interessanten Backpackerhostel verbracht (tatsächlich mehr Zeit auf der Terrasse des Hostels als im weniger sehenswerten Stadtzentrum), das gewissermaßen das Zuhause einer mindestens fünfköpfigen Familie war und uns Reisenden als Treffpunkt zum Austausch von Erfahrungen und Eindrücken diente.
Kennengelernt haben wir unter anderem eine türkische Dame – Mitte sechzig – Soloreisende, mit Vorliebe für Fotografie und Blogging. Es ist nicht unüblich, dass man, wenn man zufällig zur gleichen Zeit beim Abendessen sitzt, den Part des einander Vorstellens überspringt und gleich zu den Erzählungen von bereits bereisten Ländern übergeht. Irgendwo zwischen Geschichten aus England, sie sprach in makellosem britischen Akzent, und ihren Plänen, die Machu Picchu zu erklimmen, mag ihr Name gefallen sein. Falls ja, erinnere ich mich nicht einmal, weil mich ihre Geschichten so beschäftigt haben. Vielleicht sitzt einer von uns in vierzig Jahren in einem kleinen Hostel im Norden Kolumbiens und erzählt die eigene Chronik so eindrucksvoll als läse man aus einem Reiseführer Bestseller vor.
Sicherlich wird es noch viele Begegnungen dieser oder auch ganz anderer Art geben, die bleibenden Eindruck hinterlassen und uns Inspiration für neue Lebensweisen schenken. Mit Sicherheit werden unter eben diesen Begegnungen viele, viele Deutsche sein, denn laut unserer bisherigen Reisebekanntschaften scheint es auf diesem Kontinent mehr Backpacker aus Deutschland als aus irgendeinem anderen Land der Welt zu geben.
Vergangenheit entdecken im kunstvollen Cartagena
Eine zweistündige Busfahrt entlang der Atlantikküste (mit Berlinastur, Preis pro Person: 18.000 COP – zwischen fünf und sechs Euro) führte uns von Barranquilla aus direkt in die gefühlt heißeste Stadt des ganzen Landes – Cartagena de las Indias. In den bildschönen schmalen Straßen der von den historischen Stadtmauern eingeschlossenen Altstadt tummeln sich unzählige Pferdekutschen, grellgelbe Taxen und lebhafte Straßenkünstler, die zusammen mit der besonderen Architektur ein einzigartiges Stadtpanorama bilden.
Die Stadt ist umfassend touristisch erschlossen und ihre Straßenverkäufer sind durchaus ambitioniert, ihre Ware mit ausreichend Überzeugungsarbeit an den Mann zu bringen.
Dennoch ist ein Zwischenstopp in der kleinen Stadt lohnenswert – die bunten Häuser im Kolonialstil sind mit ihren einladenden Balkonen und prächtigen Blumen hübsch anzuschauen und es gibt an jeder noch so kleinen Straßenecke etwas Besonderes zu entdecken, Street Food inklusive!
Wir sind im Hostel Chillout House an einem geschäftigen Plaza der Centro Historico untergekommen und haben dort einige gesellige Abende mit neuen Bekanntschaften aus aller Welt verbracht. Praktischerweise wurden uns weitere Hostels entlang der Reiseroute gen Süden empfohlen (es reisen mindestens genauso viele Backpacker von Süden nach Norden wie umgekehrt), sodass uns die Vorbereitung auf die Weiterfahrt leichtfallen.
Auf den Spuren eines längst fernen Kolumbiens
Das ‚ferne Kolumbien‘, wie ich es im Titel des Beitrags bezeichne, ist eines, das auch heute noch einen Schatten auf die Reputation des Landes in der Weltöffentlichkeit wirft.
Die Vergangenheit von beherrschenden Drogenkartellen und politischer Anarchie ist unseren Freunden und Familien daheim sicherlich näher denn je, dennoch sehen Gegenwart und Realität für uns Reisende in Kolumbien ganz anders aus. Da sind wir uns hier alle einig.
Aktivitäten und Tagestouren in Cartagena und Umgebung
- Kostenlose Stadtführung (Anmeldung unter freeourcartagena.com/co/us erforderlich)
- Fahrradverleih in der Altstadt
- Schlammvulkan „El Totumo“
- Bootstouren zum Playa Blanca und zu den Islas del Rosario
Kolumbien unvoreingenommen kennenlernen
Bewusst habe ich mich bei der Auswahl des Titels gegen Attribute wie ‚vergangen‘ oder ‚betagt‘ entschieden, denn durchaus werden die grundlegenden Probleme der schwierigen Jahrzehnte auch in der Zukunft in gewissem Maß fortbestehen – wie jedes Land mit seinen nationalen Belangen umgehen muss; dennoch haben wir ein Kolumbien (ganz konkret auch die Stadt Medellín) kennengelernt, in dem Reisende mit offenen Armen empfangen werden und sich wie in Europa oder anderswo bedenkenlos bewegen können. Bedenkenlos bedeutet an dieser Stelle keineswegs töricht oder nachlässig in den Straßen des Landes herumzustreunen.
Bedenkenlos bedeutet, dass ein Reisender, der bei Sinn und Verstand ist, mit angemessener Aufmerksamkeit keine Diebstähle und Rangeleien zu befürchten hat. Denn generell sind die Einheimischen nahezu freudetrunken, wenn sie Menschen aus anderen kulturellen Kreisen sehen, weil es ihnen und der ganzen Nation das Gefühl gibt, vom Rest der Welt endlich für das wahrgenommen werden, was sie wirklich auszeichnet – ihre Lebensfreude, die Gastfreundschaft und eine ungebändigte Neugierde für das Unbekannte.
Das zeigen sie, ganz nebenbei, gerne in Form von Komplimenten oder Berührungen, die man nicht als Eindringen in die Privatsphäre verstehen soll.
Nun, da wir bereits seit über zwei Wochen in Kolumbien sind und ich mit vielen Mitreisenden über eben dieses Thema gesprochen habe, wird mir bewusst, wie vorteilhaft unvoreingenommen ich hergekommen bin. Trotz zahlreicher Warnungen und den obligatorischen Floskeln über das Land, habe ich bei der Einreise nach Kolumbien kaum Erwartungen oder bildliche Vorstellungen mitgebracht. Wie sich erneut bestätigt, ist das die beste Voraussetzung, um ein Land aufrichtig kennenzulernen und kulturell zu verstehen.
Zu Gast in Medellín, der ehemals gefährlichsten Stadt der Welt
Von Cartagena aus sind wir in einer kurzen Flugstunde in der zweitgrößten Stadt Kolumbiens angekommen (Bogota liegt als Hauptstadt an Platz 1). Es lohnt sich, neben den lokalen Busgesellschaften auch die Angebote der Airline VivaColombia, dem kolumbianische Pendant zu RyanAir, anzuschauen.
Wir haben durch eben diesen Tipp nicht nur 15 Euro pro Person gespart, sondern sind auch noch 12 Stunden früher am nächsten Ziel angekommen.
Im erst vor fünf Wochen eröffneten Hostel „Purple Monkey“ in der europäisch anmutenden Nachbarschaft Poblado haben wir viele Reisende in Feierlaune und ebenso viele Solo- und Dauerreisende kennengelernt, die ausnahmslos von der Stadt geschwärt haben.
Dabei werden meist schnell Tipps und Empfehlungen für Aktivitäten und Hostels auf der weiteren Reiseroute ausgetauscht und wir sind auf die lokale Free Walking Tour aufmerksam gemacht worden, deren Besuch sich wirklich lohnt! In vier Stunden zeigen die ausgewählten Guides kleinen Gruppen die Stadt und berichten über die unglaubliche Transformation der Region, die Medellín zu dem Ort gemacht hat, den Reisende heute kennenlernen dürfen. Ein Mädchen aus Groß Britannien beschrieb die Atmosphäre der Stadt so, als atme man die Veränderung mit der Luft und auch unser Stadtführer Hernán versicherte uns mehrmals, dass jeder Besucher wirtschaftlich und emotional diese Transformation zu einem täglich besseren und sichereren Kolumbien trägt.
Paradebeispiel für erfolgreiche soziale Integration in Medellín ist das ehemals von Drogenkartellen beherrschte Slum ‚Comuna 13‘, das noch vor nicht allzu langer Zeit isoliert am Rande der Stadt und am Fuße der Anden lag. Den Bewohnern der riesigen Nachbarschaft war es damals nicht erlaubt, sich nach 17.00 Uhr auf offener Straße aufzuhalten, Schusswechsel und Todesopfer gehörten zur Tagesordnung und durch die räumliche Abgeschiedenheit zum Stadtkern (steiler Ab- und Aufstieg sowie lange Busfahrten im dichten Verkehr) war das Gebiet hoffnungslos in seiner Kriminalität isoliert.
Der Bau einer Seilbahn, die direkt an das Metronetz angeschlossen ist, und einer Bibliothek, geschenkt von der spanischen Regierung, konnten die Unterdrückung und Kriminalität in diesem Stadtteil in so signifikantem Maß verringert werden, dass wir vor wenigen Tagen dort durch die Straßen schlendern konnten und die weite Sicht auf das kesselartig angelegte Medellín bestaunen konnten.
Von der Metropolregion in die abgelegene Zona Cafetera
Sieben Stunden Busfahrt haben uns in eine völlig andere Region Kolumbiens gebracht, in der das Schritttempo des Alltags deutlich verringert scheint. Im überschaubaren Salento mitten im Herzen der Zona Cafetera haben wir zwei ruhige Tage verbracht und die atemberaubende Aussicht auf nebelbehangene Berge aus der Hängematte genossen.
Einen Tag haben wir uns Zeit genommen, um im Tal ‚Valle del Cocora‘ zu wandern und mehr von Kolumbiens Natur zu sehen. Es ist ein ganz ordentlicher Aufstieg zum Kolibrihaus und einem abgeschiedenen Landhaus in den Bergen, doch die Belohnung mit einer einzigartigen Aussicht ins leuchtend grüne palmendurchzogene Tal folgt zugleich. Die Szenerie mit dem aufziehenden Nebel glich einem Postkartenmotiv. Multifunktionale Jeeps des Modells `Willy` bringen die Besucher von Salentos Marktplatz für rund einen Euro pro Person pro Fahrt direkt und unkompliziert an den Ausgangspunkt aller Wanderwege, wenn alle Insassen die Fahrt mit dem mit mindestens zehn Menschen und ebenso vielen Futtersäcken beladenen Geländewagen überleben 🙂
Bienvenido a la República del ECUADOR!
Der Grenzübergang von Kolumbien nach Ecuador war mit unendlich langer Busfahrt durch die Anden, ungewöhnlich niedrigen Temperaturen und eher unkomfortablen Unterkünften etwas beschwerlich, aber zuletzt doch erfolgreich.
Auf dem Weg Richtung Süden
Nach einem kurzen Aufenthalt in Cali, der drittgrößten Stadt Kolumbiens und angeblichen Hauptstadt des Salsas, sind wir mit dem nächsten Reisebus in Richtung kolumbianisch-ecuadorianische aufgebrochen. Ganze elf Stunden sind wir mit einem Affenzahn und halsbrecherischen Lenkmanövern durch malerische Berglandschaften gefahren, haben jeden einzelnen Lastwagen auf der Strecke auf noch so schmalen Pässen mit lautem Hupen überholt und sind erst weit nach Anbruch der Dunkelheit in der Grenzstadt Ipiales angekommen.
Für rund vier Euro pro Person haben wir die Nacht in einem fensterlosen Kämmerchen des „Hotels“ India Catalina verbracht, was nicht weiter tragisch war, weil wir abends fix und fertig ins Bett gefallen sind und das Zimmer am nächsten Morgen fluchtartig verlassen haben. Dennoch ist ein Aufenthalt in eben dieser Unterkunft nicht zu empfehlen 😉 Gleich nebenan ist das Metropol Hotel, das im Nachhinein weitaus attraktiver aussah.
Gestärkt mit klassisch kolumbianischem Frühstück – Rührei, Reis, Kartoffeln, Kochbanane und Kaffee – haben wir uns auf den Weg zur Pilgerstätte Santuario de Las Lajas gemacht, die sich als eindrucksvolle Kathedrale in einer kleinen Schlucht zwischen den vielen Bergen der Region versteckt. Die kleine Gemeinde ist gut von Touristen besucht, aber dennoch für einen kleinen Abstecher beim Grenzübergang zu empfehlen.
Abschließend noch ein paar von Kolumbiens Kuriositäten
- Heiße Schokolade wird mit einem Stück kolumbianischem Käse getrunken.
- Uhren an öffentlichen Gebäuden gehen in der Regel falsch, wenn sie nicht ganz stehen geblieben sind.
- Offensichtlich Fremde werden von den Einheimischen oft als „Mona“ oder „Mono“ angesprochen, was gleichzeitig Affe oder hübsch bedeuten kann. Das meinen sie auf keinen Fall böse 🙂
- Straßenstände im ganzen Land verkaufen für nur rund 0,30€ pro Becher ein Erfrischungsgetränk, das sich „Guarapo“ nennt. Es leuchtet radioaktiv-grün, ist aus frischgepresstem Limetten- und Zuckerrohrsaft zubereitet und schmeckt ungefähr wie ein alkoholfreier Caipirinha.
- Einheimische belehren Reisende über die „Papaya-Weisheit“, die darauf hinweist, nicht unachtsam mit den eigenen Wertsachen umzugehen. Wer Kolumbianern sprichwörtlich die „Papaya“ anbietet, bietet ihnen (übersetzt und interpretiert) die Gelegenheit zum Diebstahl von wertvollen Dingen.
Ausstempeln und Kolumbien, Einstempeln in Ecuador
Vom Busterminal in Ipiales aus sind wir dann mit einem Collectivo (Minibus mit Platz für rund zwölf Personen inklusive Fahrer) zur Landesgrenze von Kolumbien und Ecuador gefahren. Auf der kolumbianischen Seite gab es innerhalb von kürzester Zeit einen Ausreisestempel, danach ging es zu Fuß über eine Brücke, die die Nachbarländer symbolisch voneinander trennt, um kurz darauf bei der ecuadorianischen Einwanderungsbehörde ein paar Minuten anzustehen und ein Touristenvisum in den Reisepass gestempelt zu bekommen.
Der Transit war unkompliziert und kostengünstig. Taxen oder Collectivos bringen Reisende für wenig Geld weiter zum Busterminal in der ecuadorianischen Grenzstadt Tulcán, von wo aus man mit Bussen, die etwas weniger bequem sind als solche in Kolumbien, weiter in die Hauptstadt Quito reisen kann.
Wir haben uns im Zentrum der eher uninteressanten Stadt noch eine Nacht Pause gegönnt, bevor wir die siebenstündige Fahrt in die höchste Hauptstadt der Welt angetreten sind.
Von der höchsten Hauptstadt der Welt und malerischen Nebelwäldern
Von Tulcán aus sind wir per Bus, dem ersten Reisebus in Ecuador mit deutlich weniger Komfort und Service als die kolumbianischen Pendants, Richtung Hauptstadt gefahren. Keine zwanzig Kilometer nach Abfahrt wurden wir prompt von Offiziellen angehalten und wir beiden Gringo-Passagiere, die einzigen Nicht-Ecuadorianer an Bord, wurden zum Gepäckfach zitiert. Nachdem wir deutlich gemacht haben, dass wir leider kaum Spanisch sprechen, wurden wir unverrichteter Dinge wieder entlassen. Merkwürdig, aber nicht weiter beunruhigend. Ich hätte nur ungern am staubigen Straßenrand meinen ganzen Rucksack zur Gepäckkontrolle ausgepackt 🙂
Historisches Quito inmitten der Anden
Angekommen in Ecuadors politischem Zentrum, haben wir uns zuerst einmal darüber gefreut, endlich wieder in einem Hostel zu übernachten, Zugang zu einer mehr oder weniger intakten und ausgestatteten Küche zu haben und anderen Reisenden über den Weg zu laufen. Das war ja in Ipiales und Tulcán eher nicht der Fall. Das Hostel Minka, in dem wir während unseres Aufenthalts in Quito gewohnt haben, war ein kunterbuntes und dennoch gut geordnetes Refugium mit unglaublich bequemen Betten und kuscheligen Bettdecken – ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen wie in diesem zugeteilten Bett im Zehnerzimmer!
Neben den tollen Schlafstätten, dem inbegriffenen Frühstück und der entspannten Atmosphäre hatte unsere Unterkunft eine hervorragende Lage in der Stadt, sodass das historische Stadtzentrum mit seinen belebten Plazas, den zahlreichen Kirchen und Kathedralen und farbenfrohen Kolonialbauten in unmittelbarer Fußnähe lag. Wir haben viel Zeit damit verbracht, durch die teilweise ziemlich steilen und engen Straßen der Stadt zu flanieren, den Einheimischen im alltäglichen Trubel zuzuschauen und die vielen Details der Architektur zu entdecken. Zwei gut besuchte Markthallen mit tollen Angeboten an Obst und Gemüse und die kleinen Bäckereien der Stadt (mit ausschließlich Weißbrot :)) machten das Fehlen eines anständiges Supermarkts wett und waren interessante Alternativen zum Einkaufen, die dazu noch mehr Kontakt mit Ecuadorianern boten.
Die Interaktion mit Ecuadorianern fällt uns deutlich schwerer als sämtliche versuchten Unterhaltungen und Verkaufs“gespräche“ mit Kolumbianern. Hier in Ecuador sind die Menschen deutlich reservierter, nicht annähernd so interessiert in Fremde und merklich weniger entgegenkommend und verständnisvoll als man in Kolumbien war. Aber das soll uns nicht daran hindern, das Land so zu bereisen, wie wir es uns vorgenommen haben!
Mit der Seilbahn auf den Vulkan Pichincha
Neben unseren ausgedehnten Stadtbummeln und dem Besuch der Kunstaustellung „SpinOff“ mit überraschend vielen deutschen Exponaten sind wir an unserem letzten Tag in Quito mit dem sogenannten Teleferico hoch zu einem Vulkanberg gefahren, von dessen Anhöhen aus man die ganze 2,2 Millionenstadt in einem Tal zwischen zwei Zügen der Anden überblicken konnte.
Bei bester Aussicht sind wir auf über viertausend Metern Höhe ohne höhenbedingter Beschwerden spaziert und haben die an diesem Tag etwas düster wirkende Aussicht, die der facettenreichen Natur ein ganz besonderes Antlitz verliehen hat, und die weitläufige Vulkanlandschaft des 2009 zuletzt aktiven Vulkans bestaunt.
In den Süden sehend konnten wir sogar einen kurzen Blick auf den erst vor zehn Wochen ausgebrochenen Cotopaxi Vulkan erhaschen! Der umliegende Nationalpark von Cotopaxi ist wegen Aschewolken und seismologischer Aktivitäten für Besucher immer noch gesperrt, sodass wir einen Abstecher dorthin von unserer Liste streichen konnten. Am gleichen Tag haben wir gespannt die sensationelle Blutmondfinsternis aus der höchsten Hauptstadt der Welt auf über dreitausend Metern Höhe angeschaut und dabei ein kleines bisschen astronomische Geschichte an einem ganz besonderen Ort geschrieben.
Die „Wolkenwälder“ von Mindo
Eine Mitreisende aus Kanada hat uns in Quito den Tipp gegeben, auf dem Weg zur Küste in einem kleinen Örtchen namens Mindo haltzumachen und die Natur der nebelverhangenen Andenwälder kennenzulernen.
Übrigens haben wir unweit von Quito auf dem Weg dorthin ein zweites Mal den Äquator überquert.
Obwohl der Ort Mindo, der unter Reisenden für die Artenvielfalt von Vögeln und Wassersport wie Rafting bekannt ist, über eintausend Meter niedriger liegt als Quito, sind hier ab nachmittags die bewaldeten Bergspitzen der Anden in dichten Nebel gehüllt und verleihen der Kleinstadt einen verschlafenen und geheimnisvollen Charakter.
Man bezeichnet ein solches Phänomen im deutschen als Nebelwald, allerdings finde ich die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen viel passender: Cloud Forests = Wolkenwälder 🙂 Wegen der anbrechenden Nebensaison war in den von Souvenirläden gesäumten Schotterstraßen wenig los und wir haben zwei ruhige Tage in einem dicht von Rankpflanzen bewachsenen Hostel unmittelbar neben einem rauschenden Fluss verbracht.
Wir sind mit zwei netten Zimmernachbarn aus England und Kanada über fünfzehn Kilometer zu einem schlussendlich recht unspektakulären Wasserfall in den Bergen gewandert und haben im El Quetzal eine ganze fantastische Tour über die Herstellung von dunkler Schokolade mitgemacht. Von der frischen Frucht bis zum Brownie haben wir von Kakao aller Fertigungsstufen gekostet und die entsprechenden Arbeitsschritte in der hauseigenen Manufaktur verfolgt.
Für jeden Schoki-Liebhaber in Ecuador ein absolutes Must-See! 🙂
Unterwegs in Ecuadors Südwesten
Der Weg von den „Wolkenwäldern“ zu einem der bekanntesten Urlaubsorte an Ecuadors Küste war mit mehrmaligem Umsteigen und einem kurzen Zwischenstopp in Perdenales ziemlich lang, sodass wir uns auf ein paar Tage am Meer freuten.
Weil die Reisebusse in Ecuador zwischendurch willkürlich an verlassenen Straßen halten und Leute ein- und aussteigen und Busterminals nicht ausgeschildert oder angesagt werden, muss man immer wachsam sein, wo sich der Bus gerade befindet und zusehen, dass man den Absprung an der richtigen Stelle schafft. Aber wir sind bisher immer am Wunschort angekommen 🙂
Ein kleines Stück Paradies in Ecuador
Nach etlichen Stunden Busfahrt waren wir also in Montañita. Der Ort ist bekannt für den bunten Mix aus ecuadorianischen Touristen und Backpackern aus aller Welt, die sich in den von Straßenverkäufern gesäumten Schotterstraßen tummeln, für die ausgelassene Partystimmung rund um die Uhr und die ganzjährlichen guten Wellen; in anderen Worten: Das ultimative Surferparadies.
Bei frischen Mojitos und lauter Musik haben wir viel Zeit mit den anderen Hostelgästen auf der Terrasse verbracht, ich habe gleich noch ein paar Reisetipps für Peru mitgenommen und lauter nette Leute kennengelernt. In Montañita ticken die Uhren etwas anders als im Rest Ecuadors, sodass die Morgenstunden für uns willkommen still waren, wenn alle anderen noch verkatert im Bett lagen, und die Tage erst spät begannen. Die allgegenwärtige Gelassenheit macht ein wirklich gutes Reiseumfeld! 🙂
Aktivitäten in Montañita
Einen Tag habe ich mich mit dem Surfboard in die Wellen gestürzt und mich mit ein paar Zimmernachbarn im Wellenreiten versucht, an einem anderen Tag bin ich mit Clare aus Südafrika zum Whale Watching raus auf den Pazifik gefahren. Wir mussten mit dem Boot ziemlich weit raus aufs Meer, kurz bis vor die Isla de la Plata, die auch als „Galapagos für Backpacker“ bezeichnet wird, um die letzten Buckelwale zu beobachten, bevor diese mit ihrem Nachwuchs zurück in ihr natürliches Umfeld in der Antarktis schwimmen.
Mehr als beeindruckend, wie groß diese Meeresbewohner werden und wie vergnügt sie mit ihren Flossen ins Wasser schlagen und an der Oberfläche entlangschwimmen. Ein bisschen Schnorcheln an einem kleinen Korallenriff waren wir danach auch noch, aber dass ich endlich einmal Wale aus nächster Nähe gesehen habe, begeistert mich zweifellos mehr als die kleinen bunten Fische im Riff 🙂
Kurzer Halt in der größten Stadt Ecuadors
Um für einen kurzen Moment in die Zivilisation zurückzukehren, haben wir uns dazu entschieden, zwei Nächte in der größten Stadt Ecuadors zu bleiben. Guayaquil liegt im Südwesten des Landes und ist großer Knotenpunkt für Busreisende auf der Ruta del Sol. Entsprechend riesig und rappelvoll war dann auch der Busterminal, dem aus wir zu unserer AirBnB Unterkunft bei Majo und Alejandro gefahren sind.
Außer unserer Freude über den Besuch eines richtigen Supermarktes hat uns Guayaquil wenig beeindruckt. Die Strandpromenade Malecón 2000 und der Leuchtturmhügel Las Peñas waren hübsch anzuschauen, ein paar Museen hatten freien Eintritt und gute Exponate, aber viel mehr hatte die Stadt nicht zu bieten, sodass wir uns flott auf den Weg in die kleine Kolonialstadt Cuenca machten, die wieder inmitten der Anden lag. Ein letztes Mal also von der ecuadorianischen Küste in die ecuadorianischen Anden.
Ein letzter Halt in Ecuador
Bevor wir die Grenze zu Peru überquerten, hatten wir noch einen letzten Anlaufpunkt in Ecuador auf dem Plan. Die Stadt Cuenca, so wurde mit erzählt, solle mit ihrer Architektur und der Atmosphäre einer europäischen Kleinstadt ein weiteres Highlight in den ecuadorianischen Anden sein.
Tatsächlich war allein die Busreise von Guayaquil zurück in die Berge ein ganz besonderes Erlebnis – wie in den „Wolkenwäldern“ von Mindo waren die bewaldeten Bergspitzen entlang des Weges in dichte Nebelschwaden gehüllt, sodass wir ab einer gewissen Höhe über der ersten Wolkendecke zu fahren schienen. Die Aussicht war gigantisch und der Bus ist in einem solchen Schneckentempo die Anhöhen hochgekrochen, dass wir viel Zeit hatten, die einzigartigen Bilder der Natur zu absorbieren.
Die Welt ist ein Dorf
In Cuenca angekommen, habe ich am Bus Terminal auch gleich zwei alte Bekannte entdeckt, wie es Reisenden in Südamerika so oft passiert. Dani und Dan aus Australien sind wir in Salento in Kolumbien das erste Mal begegnet, danach noch einmal in Cali und nun in Cuenca. Die Welt der Backpacker ist so klein, dass im Hostel auch gleich noch ein anderer temporärer Zimmernachbar aus Mindo auf uns wartete. So entsteht ganz langsam eine kleine Komfortzone auf der langen Reise 🙂
Cuencas Stadtkern selbst könnte man auch als Dorf bezeichnen – die historische Innenstadt ist im Raster angelegt und damit so übersichtlich, dass Orientierung ein Leichtes ist und man schnell einen übergeordneten Eindruck bekommt. Die Straßen sind jederzeit sauber, die alten Gebäude beherbergen moderne (beinahe hipsterartige) Geschäfte und zahlreiche trendige Bars und Restaurants laden zum abendlichen Beisammensitzen ein. Ein wirklich schöner Ort, um sich für einen kurzen Moment an westlicher Ordnung und der Befriedigung aller Backpackerbedürfnisse zu erfreuen! Wer in Ecuador unterwegs ist, sollte sich Cuenca und den anliegenden Nationalpark auf keinen Fall entgehen lassen. Es gibt sogar eine deutsche Bäckerei, in der wir uns erst einmal ein frisches Körnerbrot gegönnt haben; wenn das kein Argument ist!
Ein weiterer Grenzübergang auf unserer Reise
Üblicherweise fährt man von Cuenca mit dem Nachtbus direkt nach Mancora in Peru und steigt an der Grenze nur für die Formalitäten kurz aus. Je nach Andrang kann der kurze Stopp allerdings auch mehrere Stunden lang sein.
Wir haben uns der eigenen Sicherheit wegen lieber für einen Grenzübergang am Tag entschieden und haben daher morgens um zehn den ersten Bus nach Huaquillas, dem ecuadorianischen Grenzort, genommen. Dort wurden wir mitten an der Autobahn rausgeworfen; mit dem Hinweis, dass die Grenze in kurzer Zeit mit dem Taxi zu erreichen sei. Glücklicherweise sind mit uns noch zwei Ecuadorianer mit gleicher Intention, die Grenze zu überqueren, ausgestiegen. Mit den beiden, Mutter und Sohn – natürlich zufälligerweise mit Verwandten in Süddeutschland, haben wir uns dann ein Taxi zum Grenzübergang geteilt und durften uns auch noch über Übersetzungshilfe bei den Migrationsbehörden freuen. Ecuador und Peru haben sich an genau dieser Stelle in Sachen Tourismus angenähert und ihre Beamten in ein Gebäude platziert, sodass man in einem Rutsch Ausreise aus Ecuador und Einreise in Peru abhaken kann.
Auf dem Weg zum Busterminal haben uns unsere neuen Bekannten auf einen kurzen Abstecher zu dem Ort mitgenommen, Puerto Pizarro, in dem seit Jahrzehnten das Hotel ihrer Familie steht. Ein kurzer Rundgang durch die Außenanlagen, ein Blick über das natürliche Hafenbecken vom Aussichtspunkt aus und weiter nach Tumbes, um noch rechtzeitig den Bus zu unserem nächsten Ziel, Mancora, zu bekommen.
Die Besonderheiten von Ecuador
- Achtung vor abenteuerlich verkabelten Duschköpfen! Das Risiko duscht jeden Morgen mit, wenn das Duschwasser direkt im Duschkopf elektrisch aufgewärmt wird.
- Das Preisniveau in Ecuador ist durch die Währungssubstitution mit dem US-Dollar erheblich höher als beispielsweise in Kolumbien.
- Die Ecuadorianer haben einen noch sehr indigenen Phänotyp und mehr Bewusstsein für traditionelles Aussehen – ganz anders also als die Kolumbianer. Außerdem sind sie nicht annähernd so neugierig und interessiert in Reisende wie ihre nördlichen Nachbarn.
- Mit dem Grenzübergang sind urplötzlich die Fahrerkabinen der Reisebusse vollständig vom Passagierraum abgetrennt. Über eine Klingel oder Klopfen kann man sich beim Assistenten des Fahrers bemerkbar machen, wenn man aussteigen möchte oder Fragen hat.
Auf dem Weg Richtung Süden: Eindrücke von Peru
In Cuenca hatten wir noch keinen blassen Schimmer, wo unser erster Halt in Peru sein sollte. Auf Empfehlung von Mitreisenden und Hostelvolunteers sind wir letztendlich mit dem Bus in Richtung Mancora aufgebrochen – ein weiteres kleines Paradies für Surfer und Sonnenanbeter ganz im Norden Perus.
Auszeit im Kon Tiki Hostel
Das Hostel, das wir uns in Mancora ausgesucht hatten, wurde von einem Schweizer und seine peruanischen Frau betrieben und lag mitten auf einem Hügel jenseits des feuchtfröhlichen Trubels von Mancora.
Die Anreise im Dunkeln und der Aufstieg über einen mehr oder minder gut begehbaren Trampelpfad in voller Montur waren etwas beschwerlich, aber die Ruhe und Erholung, die uns dort im Kon Tiki Hostel erwarten sollten, waren alle Mühen wert.
Wenn in der Unterkunft mit privaten Bungalows und einladendem Gemeinschaftspavillon Frühstück und Abendessen serviert worden wären, hätte ich den Hügel buchstäblich nicht ein einziges Mal verlassen! Mit einem guten Buch in der eigenen Hängematte zu liegen oder den sonnigen Nachmittag auf dem Sonnenstuhl zu verbringen und dabei den Ausblick auf den Pazifik und gut besuchten Strand zu genießen, war einfach so wohltuend, dass ich das Kon Tiki jedem empfehle, der ein bisschen Energie tanken und einfach mal die Seele baumeln lassen möchte.
Wenn man dann schon einmal den Weg nach unten auf sich nimmt, sollte man unbedingt für Pancakes im Green Eggs & Ham am Strand vorbeischauen! Von dem ganz besonders leckeren Frühstück hatten wir schon in Ecuador gehört und ein Besuch lohnt sich wirklich 🙂
Zurück ins Gewusel: Vom Pazifischen Ozean in die peruanische Hauptstadt
Mit LAN Airlines ging es für uns weiter von Tumbes nach Lima. Alternativ hätten wir von Mancora aus, das ohnehin bereits zwei Stunden südlich von Tumbes liegt, mit dem Bus weiterfahren können.
Doch auf etliche Stunden Busfahrt entlang der und durch die Anden hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon keine Lust mehr, sodass wir im Voraus Flüge von Tumbes nach Lima und anschließend von Lima nach Cusco gebucht hatten.
Wir dachten, dass wir besonders clever sind, die Flüge für zwanzig Dollar weniger auf der peruanischen statt der englischen Seite zu buchen, und sind im winzigen Flughafen von Tumbes auch ohne Probleme eingecheckt worden.
Beim Weiterflug von Lima nach Cusco vier Tage später wurde unsere Buchung allerdings eingehender geprüft und prompt festgestellt, dass wir unsere Flugtickets – unerlaubterweise – über die peruanische Website gebucht hatten.
Achtung bei Buchungen mit LAN AIRLINES!
Natürlich haben wir Reisepassnummern und Ausstellungsbehörden auf der peruanischen Seite deutlich als Deutsch eingegeben, woraufhin das Buchungssystem keine Warnung ausgespuckt hat, und haben allen Terms & Conditions zugestimmt (obwohl wir uns nicht ganz sicher waren, was genau da stand), sodass die falsche Buchung eindeutig unsere Schuld war. LAN Airlines könnte ihre backpackenden Kunden aber durchaus auf den Vorbehalt der günstigen Tickets für peruanische Fluggäste hinweisen – wir hätten uns dadurch die 177 US-Dollar Strafzahlung gespart, die direkt am Flughafen in Lima fällig wurde und ohne die ein Weiterflug nicht möglich gewesen wäre. Die Differenz zwischen dem Preis unserer peruanischen Tickets und dem Tagespreis eines „Gringotickets“ hätte ich ohne Beanstandung gezahlt, eine exorbitante Summe von 177 US-Dollar empfinde ich dagegen als absolute Abzocke. Besser greift man bei Inlandsflügen auf die Fluggesellschaft Peruvian zurück, die nach Erfahrungen anderer Reisender einen viel weltoffeneren und entgegenkommenderen Service bietet.
Wie auch immer … Lima haben wir als eine geschäftige Großstadt kennengelernt, die von wunderschön hergerichteten Plazas im Zentrum bis hin zu halb niedergebrannten und verlassenen Kolonialbauten in der ganzen städtischen Umgebung alles zu bieten hat. Mir hat Lima viel besser gefallen als ich nach Erzählungen anderer Reisender erwartet hatte, aber nach ein paar Tagen mit nervenaufreibendem Verkehr und hauptstadttypischer Hektik war ich froh, in das beschauliche Cusco weiterzureisen. Unser Hostel in Lima, das 1900 Backpackers in einem renovierten Museumsgebäude, hatte tolle Angebote für Backpacker, sodass wir beispielsweise gelernt haben, wie man Ceviche (peruanisches Nationalgericht aus rohem Fisch, Zwiebeln, Knoblauch, Koriander, Limettensaft und Sellerie) zubereitet.
Tagesausflug zu Amerikas ältester Stadt
Highlight des Aufenthaltes in Lima war unser selbst organisierter Tagestrip zur Heiligen Stadt Caral, deren Mauern auf das Jahr 2627 v.Chr. datieren und sie damit zur ältesten bekannten Stadt von ganz Amerika machen.
Diese unglaubliche Siedlung inklusive aller dreiundzwanzig Minidörfer in nächster Umgebung wurde erst 1984 von einer russischen Archäologin entdeckt (der wir zufällig auf der Ausgrabungsstätte begegnet sind) und befindet sich noch immer in Ausgrabungsarbeiten.
Mittlerweile wird das Gelände für größere Touristenströme hergerichtet und Reiseveranstalter in Lima bieten organisierte Touren dorthin an.
Weil eben solche Touren über 200 Soles kosten und wir unser Budget nicht unnötig strapazieren wollten, haben wir uns Bustickets nach Supe gekauft und sind von dort mit dem Collectivo nach Caral gefahren. Mit Eintrittsgebühr und Tourguide (alleine darf man die Ruinen nicht betreten) haben wir nur rund 60 Soles pro Person bezahlt und haben auf dem Weg noch interessante Menschen und Helfer kennengelernt, die uns den Weg zur lange unbekannten Stadt gezeigt und die Erklärungen des spanischen Tourguides übersetzt haben.
Abenteuer Machu Picchu
Von Lima aus ging es für uns (mit dem kurzen LAN Zwischenfall) recht flott weiter nach Cusco, von wo aus wir unseren bisher so ungeplanten Machu Picchu Trip in Angriff genommen haben.
Die kleine Stadt am östlichen Rand der Anden, die einst das Zentrum des Inkaimperiums gewesen ist, ist ein touristisch sehr belebter Ort und beherbergt neben den meist noch traditionell gekleideten Cusceños – so werden die Einheimischen genannt – das ganze Jahr über eine Vielzahl von Reisenden, die entweder gerade en route zum Machu Picchu sind oder sich vor der Weiterreise ein bisschen Ruhe gönnen, um die Eindrücke und Erlebnisse erst einmal wirken zu lassen.
In den Gassen des beschaulichen Cuscos
Das architektonische Erbe der Inkas sowie die Einflüsse aus spanischer Kolonialzeit sind in Cusco gleichzeitig allgegenwärtig und zeugen von den historischen Paradigmenwechseln, die nicht nur die Stadt, sondern auch das Land Peru und ganz Kolonial-Lateinamerika geprägt haben.
Über jahrhundertealten makellosen Inka Fundamenten ragen eben solche Häuserbauten, die sie uns in vielen anderen Städten dieses Kontinents bereits begegnet sind, mit prachtvoll verzierten Holzbalkonen und terrakottafarbenen Ziegeldächern. Mit unendlich vielen Souvenirläden, Händlern für gestrickte Baby-Alpacca Pullover und Kaffeehaus-Ketten der Moderne ergibt sich ein farbenfrohes Potpourri, das ein bisschen an eine mittelgroße europäische Stadt erinnert und zum tagelangen Verweilen und Flanieren einlädt.
En Route zum Machu Picchu
Die ganze Reise über, bis hin nach Cusco, haben wir von Mitreisenden allerlei verschiedene Informationen und Tipps zur Vorbereitung des Machu Picchu Trips bekommen und sind durchaus verwirrt und mit dem Bewusstsein, dass es so kurzfristig vielleicht keine Tickets für uns geben wird, in Cusco angekommen. Der Ort dient buchstäblich als Basislager für alle Machu Picchu Reisenden und ist daher ein El Dorado der Reiseveranstalter, die auch von heute auf morgen noch freie Plätze auf organisierten Touren zur berühmten Inkastätte haben. Es ist also nicht zwangsläufig notwendig, Touren und Tickets weit im Voraus zu reservieren, wenn man sich nicht gerade den mehrtägigen Inka Trail in den Kopf gesetzt hat. Natürlich hängt die Verfügbarkeit von eben diesen stark von der saisonalen Auslastung der Veranstalter ab und ist zusätzlich an die Limitierung der täglichen Besucherzahlen geknüpft (derzeit rund 2.000 Besucher pro Tag – UNESCO Empfehlung liegt bei 800), die untenstehenden Informationen beziehen sich speziell auf den Monat Oktober als wir den Machu Picchu besucht haben. Die üblichen Optionen der Reiseveranstalter in Cusco, die in einer Preisspanne von 150 bis 500 US-Dollar liegen, sind die Folgenden:
Preisspanne für Machu Picchu Touren
- 2 Tage / 1 Nacht: Inklusive Zug- und Busfahrten, sogar rauf zum Machu Picchu
- 5 Tage / 4 Nächte: Salkantay Dschungeltour für hartgesottene Outdoorfans
- 4 Tage / 3 Nächte: Inka Trail (Tickets sind Monate vorher zu reservieren und teuer)
- 4 Tage / 3 Nächte: Inka Jungle (siehe nachfolgender Bericht)
Inka Jungle mit einer super Truppe
All jene, die ein paar zusätzliche Aktivitäten und lange Fußmärsche im alten Reich der Inka nicht scheuen, ist die Inka Jungle Tour eine prima Option.
Wir haben mit einer tollen Gruppe aus Iren, Briten, Niederländern, Chilenen, einer Österreicherin, einer Thailänderin und einem Kolumbianer viel Spaß gehabt und vier ereignisreiche Tage verbracht, an denen wir viele anstrengende Aufstiege und abenteuerliche Abfahrten als Team mit einem sympathischen Guide gemeistert haben.
Das Programm, egal bei welchem Reiseveranstalter gebucht, setzt sich in etwa aus den folgenden Elementen zusammen:
Tag 1: Nach dem ersten gemeinsamen Frühstück früh morgens (alle Mahlzeiten während der Tour sind im Preis inbegriffen) geht es mit dem Shuttlebus hoch auf über 4.000 Höhenmeter, wo Schutzausrüstung für den nachfolgende Abfahrt mit dem Mountainbike angelegt wird und Sicherheitsinstruktionen erteilt werden. In rund drei Stunden mit ausreichend Pausen für Panoramafotos und Begleitung durch ausgebildete Guides legt man die Strecke durch die Anden zurück, die fast ausschließlich bergab führt und uns auf knapp über 1.000 Höhenmeter hinunterführte. Es folgen ein gemeinsames Mittagessen, optional eine River Rafting Tour, ein vierzig-minütiger Anstieg durch den Jungle zur Unterkunft für die Nacht und ein abschließendes traditionelles Abendessen.
Tag 2: Nicht ganz so früh wie am Vortag geht die Reise weiter – es wird gefrühstückt, es gibt eine kleine Einführung in die Wichtigkeit der Landwirtschaft in den Anden und Einblick in die Produkte, die die in den Anden heimischen Familien bis heute von Hand anbauen. Ein weiterer kurzer Anstieg führt auf den erhaltenen Teil eines alten Inka Trails, der an einer steilen Klippe entlang durch ein malerisches Flusstal führt. Insgesamt stehen am zweiten Tag neben einer kurzen Geschichtsstunde sieben Kilometer Fußmarsch auf dem Programm, die das zweimalige Überqueren eines Flusses über eine wacklige Brücke und mit einer kleinen Seilbahn beinhalten. Am späten Nachmittag erreicht man die heißen Quellen vor Santa Teresa und kann die erschöpften Glieder in den warmen Wassern entspannen lassen. Mit dem Shuttle geht es zuletzt zur Pension in Santa Teresa, wo auch das gemeinsame Abendessen stattfindet.
Tag 3: Vormittags steht Zip-Lining auf dem Programm, das wie das Rafting an Tag 1 optional ist. In unserer Gruppe haben sich ausnahmslos alle auf das Abenteuer für 30 US-Dollar eingelassen und sind mit der notwendigen Ausrüstung ausgestattet in allen denkbaren Positionen (sitzend, kopfüber, liegend) mit rund 70 Stundenkilometer über die bis zu dreihundert Meter tiefen Talabschnitte geheizt.
Die längst Line ist dabei fast einen Kilometer lang! Der Weg zurück zum Basislager führt auch über eine sehr wacklige Holzbrücke, an der man aber auch entsprechend gesichert wird. Später geht es mit dem Shuttlebus weiter nach Hidroelectrica, wo gemeinsam Mittag gegessen wird, bevor die nächsten drei Stunden Fußmarsch auf steinigem Untergrund entlang der Bahnschienen nach Aguas Calientes folgen. Dort angekommen gibt es ein letztes gemeinsames Abendessen, die Eintrittskarten für den Machu Picchu sowie Tickets für Zug und Bus werden ausgeteilt und letzte Instruktionen für den großen letzten Tag gegeben.
Tag 4: In aller Herrgottsfrühe, um 3.30 Uhr, klingelt der Wecker, um rechtzeitig zur Brücke am Fuß des Machu Picchu aufzubrechen, an dem schon eine Vielzahl anderer Reisender auf den Einlass wartet. Um 5.00 Uhr werden die Pforten der Brücke geöffnet und das fröhliche Treppensteigen zum eigentlichen Eingang des Weltwunders beginnt. Rund eine Stunde dauert der Aufstieg, bis man zum zweiten Kontrollpunkt gelangt, der um 6.00 Uhr früh öffnet. Eben dort haben wir uns mit unserer Gruppe, dem Guide und denen, die sich entschieden haben, mit dem Bus zum Kontrollpunkt hochzufahren, getroffen.
Kurze Zeit später wird man nach anstrengenden (aber fantastischen!) vier Tagen endlich mit dem Anblick der aufgehenden Sonne über dem längst verlassenen Dorf auf dem Machu Picchu belohnt! Es folgt eine zweistündige Tour mit allerlei historischen Informationen und der Entdeckungsgeschichte des Machu Picchu, bevor es für die, die in Cusco den Montaña Machu Picchu mitgebucht haben, noch weitere eineinhalb Stunden aufwärts geht. Der nebenliegende Berg ist ein Aussichtspunkt, der hoch über dem so bekannten Dorf liegt, und uns den bisher schwierigsten Anstieg auf der gesamten Tour abverlangt. Die Aussicht lohnt sich, ist aber kein absolutes Muss für den Besuch des Machu Picchu.
Völlig erschöpft haben wir spät nachmittags im Regen den Abstieg in Angriff genommen und sind in Aguas Calientes mit einem schnellen Abendessen gestärkt an einem völlig überlaufenen Bahnhof angekommen. Seit mittags hatte PeruRail technische Probleme mit den Schienen auf der Strecke Richtung Ollantaytambo, sodass wir erst mit zwei Stunden Verspätung mit irgendeinem Ersatzzug aufgebrochen sind, um unseren Anschluss-Shuttleservice nach Cusco zu erreichen. Natürlich hatten ein paar Tage zuvor alle tourismusverwandten Unternehmen in Cusco gestreikt, sodass wir ohnehin den Ausnahmezustand auf der ganzen Route erwartet hatten – überraschenderweise war von diesen Problemen auf der viertägigen Reise nichts zu merken und wir konnten unsere Tour problemlos beenden.
Vom Machu Picchu zum Titicacasee
Für 59 US-Dollar bietet das Busunternehmen Bolivia Hop (es gibt auch ein peruanisches Pendant) die in drei Stationen aufgeteilte Fahrt von Cusco in Peru nach La Paz in Bolivien an. Assistenz von mindestens bilingualen Escorts während der Fahrten und bei Problemen während des Grenzübergangs inklusive.
Wer in eins bis zur Endstation La Paz durchfahren möchte, kann mit Pausen für Mahlzeiten und hauseigenen Führungen auf den Islas Flotandes und der Isla del Sol in 24 Stunden am Ziel sein. Ein gut organisierter Service, den ich ohne zu zögern jedem Backpacker empfehlen kann!
Wir sind allerdings an jeder Station ausgestiegen und haben die Tour damit auf mehrere Tage gestreckt, weil lange Busfahrten auch in neuen und gut ausgestatteten Reisebussen anstrengend sind.
So ergaben sich teilweise recht kurze Aufenthalte in Puno (Peru), Copacabana (Bolivien) und auf der Sonneninsel im Titicacasee.
En Route nach La Paz
Die peruanische Stadt Puno hat außer dem ersten Blick auf den Titicacasee nicht wahnsinnig viel zu bieten. Nach der neunstündigen Nachtfahrt von Cusco aus war das Inka’s Rest in Puno ein guter Ort für eine kurze Rast, eine anständige Mütze Schlaf und das Aufholen liegengebliebener digitaler Arbeit.
Gleich am nächsten Tag sind wir auf den nächsten Bus des jungen Reiseunternehmens aufgesprungen, viel mehr hat uns ein vom Veranstalter geschicktes und bezahltes Sammeltaxi abgeholt und zum Bus gebracht, um endlich die Grenze nach Bolivien zu passieren. Der nächste Halt war dort war das beschauliche Copacabana am Ufer des Titicacasees, das mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel zum urlauben und entspannen einlädt. Die simplen Pensionen machen nicht gerade Lust auf einen dauerhaften Aufenthalt, erfüllen jedoch ihren Zweck als budgetfreundliche Unterkunft für Backpacker auf Durchreise.
Vor der Abfahrt zur Sonneninsel haben wir uns im charmanten kleinen Café Condor&Eagle, betrieben von einem Iren und seiner bolivianischen Lebensgefährtin, mit einem ordentlichen Müsli-Frühstück, das man bei einem Aufenthalt dort unter keinen Umständen missen sollte, gestärkt.
Inselabenteuer im Titicacasee
Gleich zwei Nächte haben wir auf der Sonneninsel, zu Spanisch: Isla del Sol, verbracht, die einst von den Inkas besiedelt war und deren Anblick mit Terrassen und Steinbauten heute noch an das längst vergangene Imperium erinnert. Rund anderthalb Stunden ist man mit dezent überfüllten Booten von Copacabana aus unterwegs, die zwei Mal täglich (in der Früh und nachmittags) die Anlegestellen Sur und Norte anfahren.
Wir sind gleich in Sur von Bord gegangen, um im Inseldorf Yumani eine Unterkunft zu suchen. Letzten Endes habe ich mich wie ein nasser Sack die nicht endenden Inkastufen hochgeschleppt und Jens ist athletisch vorgeeilt, um nach einer geeigneten Unterkunft Ausschau zu halten, in der ich die zwei Tage dann im Bett vor einem großen Fenster verbracht habe.
Immerhin mit bester Aussicht auf einen Teil der Insel und des Sees 🙂 Ganz hervorragend speisen und dabei den Sonnenuntergang bzw. den Anblick der heraufziehenden abendlichen Gewitter genießen kann man übrigens im Inti Jalanta in der Nähe des oberen Endes der Inkastufen. Die Titicacasee-Forelle schmeckte fantastisch und die große Portion war mit nur rund 4,50 Euro unglaublich günstig. Geleitet von frevelhaftem europäischem Appetit haben wir am zweiten Abend in eben demselben Lokal an eben demselben Platz die Gemüsepizza probiert und sogar die war für lateinamerikanische Verhältnisse ausgesprochen lecker 🙂
Die letzte Etappe mit Bolivia Hop
Bolivien wird nachgesagt, eines der Länder Südamerikas zu sein, die bisher nur stellenweise touristisch erschlossen sind und das sowohl in infrastruktureller Hinsicht als auch in Bezug auf Preisniveau am unteren Ende der lateinamerikanischen Länderliste anzusiedeln ist.
Noch in Peru hatte man uns sogar gesagt, dass es im gesamten Land keine Supermärkte gebe. Einen so weiten Rückstand hat Bolivien in der Realität dann doch nicht zu verzeichnen – allerdings ist das wirtschaftliche und auch das touristische Schritttempo in Bolivien ein anderes als im gut besuchten Peru.
Auf Durchreise in La Paz
Der Regierungssitz Boliviens ist die Stadt La Paz, die oft mit der Hauptstadt Sucre verwechselt wird. Ein – für lateinamerikanische Verhältnisse – kleines Land mit zwei Machtzentren klingt komisch, ist es auch, stört aber den Backpacker erst einmal nicht weiter.
Die größte Touristenattraktion der Stadt ist eine super steile Straße mit mordsmäßigen Kurven und allen Schikanen, die sich „Death Road“ (also „Todesstraße“) nennt. Anders als die meisten waghalsigen Backpacker haben wir einen großen Bogen um diese Aktivität gemacht. Man muss ja nicht unbedingt mit der Hanse Merkur über den Krankenrücktransport verhandeln 😉 Auch sonst hat uns die Stadt mit ihrem doch gewöhnungsbedürftigen Charme nicht sonderlich gefallen, sodass wir nach einem kurzen Ausflug durch das schmutzige Zentrum mit Hexenmarkt und unzähligen Alpacca Pullis direkt zurück ins Hostel sind.
Sogar das Abendessen haben wir unter bizarrsten Umständen in einer Metallrührschüssel zubereiten müssen, weil das laut Hostelworld so umfangreich ausgestattete Hostel in der Realität doch nicht so umfangreich ausgestattet war. Fluchtartig sind wir nach nur einem Tag abgereist.
Feiertagsferien in Cochabamba
Auf der neunstündigen Busfahrt von La Paz nach Cochabamba war ich zunehmend beeindruckt von der unendlichen Weite Boliviens und seiner teils unberührten Natur.
Durch Berge und Täler, entlang an bunten Felsformationen und Wiesen ging die Fahrt, auf der wir ehrlich gesagt ganz lange außer der unberührten Weite ganz lange nichts gesehen haben.
Kaum Dörfer oder Kleinstädte, nicht einmal viele Schäfer. Der Gedanke, dass Bolivien rund dreimal so groß ist wie Deutschland bei einer Population von nur neun Millionen Menschen wird nach einer Fahrt wie dieser viel greifbarer.
Der Aufenthalt in Cochabamba über Allerheiligen war ein mehr als willkommener Tapetenwechsel zum seltsamen La Paz und läutete auch bei uns, die eigentlich seit Wochen und Monaten nicht wissen, welcher Wochentag wohl ist, Feiertagsstimmung ein. Denn wenn gleich sonntags und montags alle Straßen wie leergefegt sind, kann auch unsereins nicht wahnsinnig viel mit seiner Zeit anstellen. Glücklicherweise kennt der lokale Markt keine Feiertage und Öffnungszeiten.
Das Wort Markt ist für das Ausmaß der Verkaufsgegend in Cochabamba beinahe eine beleidigende Untertreibung, denn das ganze Gebiet mit Straßenständen umfasst mehr als zehn Blocks und ist für Fremde wie uns ein einziger faszinierender Irrgarten. Nicht weniger abenteuerlich war zuletzt unsere Abreise aus Cochabamba vom geschäftigen Busbahnhof der Stadt. Geschäftig im bolivianischen Sinne bedeutet in diesem Fall, dass es in der Wartehalle kein vor und zurück gab, Menschen mit mehr Gepäck als ein New Yorker It-Girl reisen und irgendwo zwischen lauter Beinen und Taschen noch unzählige schreiende Kinder herumwuseln. Ich bin nachhaltig beeindruckt, dass hier jeder zur rechten Zeit am rechten Bussteig steht!
Zu Besuch in Boliviens Hauptstadt
Endlich, endlich, endlich in Sucre! Schon in Kolumbien hat uns ein süddeutscher Reisender versprochen, dass wir das beste Frühstück auf dem ganzen Kontinent im Hostel und gleichzeitig deutsch-bolivianischen Kulturzentrum Kultur Berlin in Sucre finden würden. Und genau so war es. Dort gibt es alles, was das deutsche Backpackerherz begehrt 🙂
Die Stadt selbst macht durch ihren Hauptstadtstatus einen recht wohlhabenden Eindruck, ist sauber und einfach zu Fuß zu erkunden. Zwei ganze Tage haben wir im wohlig warmen Sucre verbracht, bevor wir Hals über Kopf eine Tour zu den Salar de Uyuni gebucht haben, was ohnehin unser nächstes Etappenziel gewesen wäre, allerdings mit weniger geplanter Anreise. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Uyuni – Unterwegs in der bolivischen Salzwüste
Drei Tage lang mit dem Geländewagen durch die Weiten Boliviens; vorbei an einsamen Lagunen, aktiven Vulkanen und wilden Lamas – ein kleines Abenteuer in dem großen Abenteuer, das wir im Moment jeden einzelnen Tag leben dürfen! Mit zwei Deutschen und zwei Schweizerinnen haben Jens und ich uns auf Reisen begeben und ein ganz neues Lateinamerika entdeckt, in weiter Ferne zur bolivischen Zivilisation.
Nur eine Handvoll Siedlungen haben wir auf dem langen Weg gesehen und besucht und uns gefragt, wie das Leben in Regionen mit solch extremen klimatischen Bedingungen und in solcher geografischer Isoliertheit überhaupt funktionieren kann.
Darauf haben wir schließlich keine direkte Antwort gefunden, sondern einfach festgestellt, dass es irgendwie geht und dass die Leute es für sich selbst jeden Tag aufs Neue, mit welchen wenigen Mitteln auch immer, möglich machen.
Der typische Verlauf einer Guided Tour
Die Salar de Uyuni und das Wüstenland in der Umgebung besucht man, bis auf wenigen Ausnahmen von wagemutigen Motorradfahrern, nicht auf eigene Faust. Die Wege, wenn man sie überhaupt als solche bezeichnen kann, sind dauernd mit Hindernissen gespickt und kurz zusammengefasst wirklich heimtückisch.
Die Geländewagen, mit denen jeweils sechs neugierige Reisende chauffiert werden, müssen unterwegs einiges aushalten und haben nicht selten Pannen. Wer sichergehen will, dass Fahrer und Fahrzeug in fahrtauglichem Zustand sind, sollte durchaus ein paar mehr Bolivianos auf den Tisch legen – bei 850 Bolivianos (rund 120 Euro) waren wir sicher und recht komfortabel unterwegs, Kost und Logis inklusive.
Alle drei Tage sind in Bezug auf ihren Ablauf ziemlich identisch. Aufstehen, gemeinsam frühstücken, durch beeindruckende Wüstenlandschaften heizen und dabei massenhaft Fotos machen, Mittagessen, weiterfahren, spät nachmittags die einfachen Unterkünfte beziehen, Abendessen, schlafen.
Aus genau dem Grund möchte ich auch gar nicht lange jedes kleine Detail der Tour beschreiben, die nachfolgenden Bilder sagen mehr als die bekannten tausend Worte 🙂
Noch ein paar kurze Tipps Uyuni Salzwüste
- Thermounterwäsche und Schlafsack mitnehmen – sofern man solche Ausrüstung hat.
- Ein Kartenspiel zum Zeitvertreib am Nachmittag und Abend einpacken.
- Einen eigenen kleinen Wasserkanister und Snacks mitbringen.
- Von Uyuni aus kann man prima mit dem Zug nach Argentinien und Chile weiterreisen!
Jede Reise geht einmal zu Ende
Ja, auch ein Blogger wird mal schreibfaul und gönnt sich in den finalen vier Wochen einer langen Reise mal eine kreative Pause. Es ist unglaublich, dass die Veröffentlichung des letzten Beitrags von Ferne Finden schon fünf Monate zurück liegt.
In den vergangenen Monaten haben wir nicht nur Argentinien, Paraguay und Brasilien kennengelernt, freudetrunken mit unseren Familien die gesunde Rückkehr und anschließend das Weihnachtsfest und Silvester gefeiert, sondern auch einen großen Teil von uns auf unbestimmte Zeit verabschiedet.
Der Teil von uns, der jeden Morgen voller Neugierde auf das Unbekannte aufgewacht ist; der Teil, der vor kulturellen Eindrücken ganz bestimmt die gesellschaftliche Auslegung von ‚normal‘ begraben hat; und der Teil, der in jedem Reisenden von uns mit jedem Abschied und jedem Neubeginn an Wichtigkeit gewinnt, der uns verstehen lässt, wie bedeutend das Hier und Jetzt ist; eben dieser Teil hat mir Zuversicht für das neue Jahr gegeben.
Was wären wir ohne Realität? Wie, wenn nicht durch tidenartiges Zurückkehren an den Ort, den wir Heimat nennen, würden wir den Genuss einer langen Reise überhaupt als absolute Kostbarkeit empfinden?.
Sagte Winnie The Pooh nicht einmal, „How lucky I am to have something that makes saying goodbye so hard“? Ob man sich von einem geliebten Menschen verabschiedet, von einer Freundin, die weit weggezogen ist, oder von einer Reise und dem mitklingenden sprühenden Lebensgefühl, spielt dabei keine Rolle.
Natürlich sind wir mit unglaublicher Vorfreude auf Zuhause in Rio de Janeiro in den Flieger gestiegen. Wer freut sich nach mehreren Monaten nicht darauf, endlich alleine, statt mit dreizehn Mitreisenden in einem Raum einzuschlafen? Rückblickend erscheinen mir die vier Wochen in der Heimat wie ein unwirklicher Zeitraffer. Wie schnell sich doch Veränderung einstellt.
Ich sitze nun am selbstgebauten Schreibtisch vor einem großen Fenster und schaue wehmütig den Zügen hinterher, die an meinem Fenster vorbeifahren, und frage mich ein ums andere Mal, wohin die Reisen der Zugpassagiere auf den stählernen Schienen wohl führen mögen. Die kleinen Anzeigetafeln in den Fenstern der Wagons kann ich bei jedem vorbeirauschenden Zug problemlos lesen, doch auf welcher persönlichen Reisen sich diese vielen rastlosen Seelen befinden, werde ich nie erfahren.
Trotzdem macht der Anblick der Fortbewegung mir Mut, dass die Reise weitergeht. Dass das Ende einer Reise nicht abrupt mit einem Rückflugticket eingeläutet wird, sondern dass die Fahrt weitergeht und uns mit unendlich vielen neuen Eindrücken noch viel größere Momente, wo auch immer auf dieser Welt, bevorstehen.
Keep travelling!