Eine Ode an Kirgistan

Eine Ode an Kirgistan

Diese dreiwöchige Radtour durch Kirgistan war eine der besten Touren, die ich jemals gemacht habe. Unglaublich nette Leute, atemberaubende Landschaften, Höhenpässe, wunderschöne Naturschätze. Dieses Land hat alles, was das Herz eines Outdoor-Fans begehrt. Ich kann mich gar nicht festlegen, was das Beste an der Reise war. Jeder Tag war einfach genial. Eine Sache wird mir immer in Erinnerung bleiben: Die 35 Kilometer lange Strecke am Son Kul See, auf der mich ein Hund begleitet und geführt hat. Mein Freund, du warst Klasse!

Es war meine erste Reise ganz alleine und ich habe jede Minute genossen. Am allerwichtigsten: Das Rad war perfekt! (Danke an die Bugoy Biker Techniker). Ich hatte perfektes Wetter und war ausgestattet mit der perfekten Ausrüstung – ich hatte nicht einen Platten. Danke an die Schwalbe-Reifen!

Flugtickets von Bangkok nach Astana

Ein Prost auf die Reise

Radtour durch Kirgistan – Jetzt geht es los

Der schwierigste Teil der Reise wird wahrscheinlich nicht das Biken selbst (naja, über 4000 Meter aufsteigen wird wahrscheinlich auch nicht gerade spaßig), sondern der Weg von Cebu (auf den Philippinen, dort wohne ich) nach Kirgistan.

Cebu – Manila – Bangkok – Almaty

Ich machte mich also in Cebu auf den Weg und flog via Manila nach Bangkok. Dort musste ich über Nacht auf meinen Anschlussflug nach Almaty (Kasachstan) warten.

Der Flug dauert ungefähr sechs Stunden und ich hatte dann zwanzig Stunden Zeit, bis der Flug nach Astana (Kasachstan) ging. Die Flughafenangestellte in Cebu versicherte mir, dass mein Gepäck direkt nach Astana weitergeleitet würde.

“Astana?”, sagte ich. “Ja, Astana”, versicherte sie mir. Das ergab für mich überhaupt keinen Sinn; entweder würde mein Gepäck direkt nach Bischkek (Kirgistan) zu meinem endgültigen Reiseziel geschickt oder nach Almaty, wo ich das Land betreten und durch die Zollkontrolle gehen würde. Wie auch immer, sie bestand darauf und ich verließ mit einem Lächeln den Schalter.

Als ich in Almaty ankam rief ich mir ein Taxi und fuhr direkt in die Stadt. Naja, ich wollte zumindest direkt dorthin. Der Taxifahrer allerdings, netter Typ, wollte mir noch seine Rennfahrerqualitäten präsentieren.

Er überholte links und rechts andere Autos und als er einen Lieferwagen auf der Rechten überholen wollte, war dessen Fahrer nicht ganz einverstanden mit der Aktion und drängte uns in die Bordsteinkante. Zwei platte Reifen und deformierte Felgen. Wir entschieden, dass ich besser ein anderes Taxi nehmen sollte.

Ich kam irgendwann endlich im Stadtinneren an und fand ein nettes Hotel. Almaty ist eine coole Stadt. Wenig Verkehr, sehr entspannte Atmosphäre und tolle Restaurants und Bars. Ich spazierte ein wenig umher und genoss die weiten Straßen mit ihren vielen Bäumen.

Radtour in Kirgistan: Tag 3 – 5

Tag 3

Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Taxi zum Flughafen und checkte in meinen Flug nach Astana ein. Ich habe keine Ahnung, warum der Flug via Astana ging, vielleicht weiß es die Fluggesellschaft. Ich kam also in Astana an und erblickte mein Rad und mein Gepäck auf dem Gepäckband. EIN FRÖHLICHER TAG. Ich ließ es in ein Gepäckfach am Flughafen einschließen und fuhr mit dem Taxi in die Stadt.

Reise Tipp LogoAls ich das Flughafengebäude verließ merkte ich wie kalt es war. Ich war nur in Shorts bekleidet (all meine andere Kleidung war im großen Gepäckstück). In der Stadt checkte ich in ein Hotel ein und erkundete die Stadt. Astana ist ein hübscher Ort, hat aber nicht annähernd die Atmosphäre von Almaty.

Heute ist der Tag der Tage! Ich sollte endlich mein Reiseziel erreichen. Der zweistündige Flug brachte mich direkt nach Bischkek, Kirgistan. Ich kam an und die Reisepasskontrolle dauerte weniger als fünf Minuten – super easy.

Tag 4

Ich verließ den Flughafen und wurde vom nettesten Abholservice empfangen. Ein super witziger Typ, der in einem Hotel arbeitete, holte mich ab. Als er hörte, dass ich Deutscher bin, gab der direkt seine Deutschkenntnisse zum Besten: „Hände hoch!“, „Keine Ahnung!“ und viele mehr. Ich lachte die ganzen 25 Kilometer bis zum Stadtkern. Bischkek ist eine ziemlich coole Stadt.

Es gibt mehr Bäume als Einwohner und eine spektakuläre Aussicht auf die Berge im Süden. Welch ein Willkommen! Ich checkte im Hotel ein und ging die Stadt erkunden. Ein wirklich entspannte Stadt, die unglaublich grün ist.

Tag 5
Heute setzte ich mein Rad zusammen und spazierte noch einmal durch die Stadt.

Ich war bereit und aufgeregt, dass es morgen endlich losgehen sollte.

Hotel Bichek

Vor der Tour: Das Rad auf Vordermann bringen

Tag 6: Bishkek – Kemin

Endlich wieder unterwegs! Wie immer, wenn man aus einer großen Stadt fährt, herrschte ziemlich viel Verkehr. Die Autofahrer waren allerdings gut zu mir und als Biker hatte ich keine Probleme. Beeindruckend ist, dass es überall immer noch unglaublich grün und mit Bäumen bewachsen ist. Als ich Kant erreichte löste sich der Verkehr auf und die Gegend wurde ländlicher.

Die Berge im Süden waren eindrucksvoll. Einige Gipfel waren bereits schneebedeckt, aber die meisten nicht. Das sollte meine Herausforderung für die Wochen zwei und drei werden. Auf dem Weg von Kant nach Tokmok änderte sich die Szenerie kaum, allerdings gab es immer weniger Verkehr.

Alle Menschen, denen ich begegnete, waren super nett und die meisten von ihnen konnten überraschenderweise grundlegendes Deutsch sprechen. Das letzte Stück nach Kemin war eine tolle Radstrecke ohne Verkehr. Im Süden immer noch Gebirge, mittlerweile erstreckten sie sich sogar auch über den Norden.

Als ich in Kemin ankam suchte ich nach einem Hotel, fand jedoch heraus, dass es keines gibt. Also fuhr ich 10 Kilometer aus der Stadt heraus und schlug mein Zelt in der Nähe eines Hauses auf. Der freundliche Hausbesitzer versorgte mich mit frischen Erdbeeren vom Feld.

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Infos für Biker

  • 107 Kilometer insgesamt (97 Kilometer bis Kemin)
  • 577 Höhenmeter bergauf
  • 129 Höhenmeter bergab
  • Die ersten 20 Kilometer mit viel Verkehr (bis Kant)
  • Kilometer 20-60 mit weniger Verkehr
  • Kilometer 60 bis 107 tolles Fahren ohne Verkehr
  • Höchster Punkt am Ende: 1190 Meter

Fanboy ;-)


Ansprechender als bei der Tour de France - Leckereien am Straßenrand

Kemin – Balykchy (1610 Meter über Normal Null)

Einladung zum Tee in einer Jurte

Infos für Biker

  • 75 Kilometer / 182 Kilometer insgesamt
  • 745 Höhenmeter bergauf / 1322 Höhenmeter insgesamt
  • 327 Höhenmeter bergab / 456 Höhenmeter insgesamt
  • 45 Kilometer außerhalb von Kemin gibt es zahlreiche Restaurants und Magazins

In Sachen Biken war heute ein wirklich merkwürdiger Tag. Ich machte mich ohne Frühstück auf den Weg und hielt nach 5 Kilometern an einem „Magazin“. Ich fuhr weiter und es war irgendwie ziemlich still. Die Umgebung bat einen tollen Anblick und nach knapp 35 Kilometern kann man in eine Schlucht abbiegen und weiterfahren.

Und auf einmal kam der Gegenwind. Ich hielt also am ersten Café, das ich sah und aß Suppe und trank zwei Tassen Kaffee. Zurück auf dem Rad hatte ich Rückenwind und die Lage sah schon ganz anders aus. Ich flog quasi nach Balykchy.

In der Jurte hab ich eine schöne Tasse Tee getrunken. Dann hab ich in ein nettes Hotel eingecheckt. Am Abend wehte wirklich kalter Wind. Auf einer Höhe von 1600 Metern kann man das schon einmal erwarten, würde ich sagen. Zeit für lange Hosen.

Nach einer Woche: Radfahrer und Autos

Das wichtigste Tool

Ich meine damit nicht die Sonnenbrille selbst, sondern den kleinen Spiegel, der an der Seite angebracht ist. Abgesehen davon: Großartiges Radfahren mit tollen Ausblicken.

Die Menschen hier sind sehr freundlich und neugierig. Ich hatte sogar die Chance, mein Kirgisisch / Russisch ein bisschen aufzubessern.

In Cholpon bin ich auf ein nettes Hotel gestoßen und nach leckerem Essen (Top Barbecue) hab ich Feierabend gemacht.

Ich nehme alles zurück, was ich jemals über respektvolle kirgisische Autofahrer gesagt habe. Heute hatte ich gemischte Gefühle. Tolle Umgebung auf der einen Seite, leichtsinnige Autofahrer auf der anderen. Die Straße wurde an einer Stelle ziemlich eng und man konnte dann das tatsächliche Benehmen der Fahrer erkennen.

Sie überholen nicht mit einem gewissen Abstand, sondern rasen mit Höchstgeschwindigkeit an einem vorbei, dass es einen beinahe vom Rad weht. Glücklicherweise hatte ich diese Ausrüstung dabei, die das wichtigste Equipment des Tages war.

Moschee am Wegesrand

Unterkunft in Cholpon

Cholpon – Infos für Biker

  • 85 Kilometer / 267 Kilometer Gesamtstrecke
  • 343 Höhenmeter bergauf / 1665 Höhenmeter insgesamt
  • 335 Höhenmeter bergab / 791 Höhenmeter insgesamt
  • Schönes Biken bei großartiger Szenerie. Leider viel Verkehr.
  • Wenn sich die Straße verengt (auf den letzten 30 Kilometern) wird es ein wenig nervenaufreibend mit den überholenden Autos und Lastwagen.

Zwischenfazit nach über 1 Woche

Welch Unterschied zum gestrigen Tag. Ich fuhr ziemlich früh los und begegnete gar keinem Verkehr unterwegs. Bei meinem ersten Halt ging ich in einen Supermarkt, um Softdrinks zu kaufen.

Als ich mich umdrehte, um den Laden zu verlassen, stand ich auf einmal Auge in Auge mit einem Pferd. Ziemlich witzig. Der Besitzer des Pferdes wollte etwas kaufen, aber dabei nicht von seinem Pferd absteigen.

Also stand die eine Hälfte des Pferdes im Laden, die andere Hälfte draußen. Ich fuhr weiter und die Landschaft wurde zunehmend ländlicher. Viele Esel und Menschen, die in den Feldern arbeiteten. Einmalige Aussicht auf das Alatoo Gebirge (Kirgistan) im Norden und auf den See Issyk Kol im Süden.

Blick auf das Alatoo Gebirge (Kirgistan)

Gebirgskette Kirgistan

Ich wollte es noch ganz nach Karakol schaffen (es waren noch 136 Kilometer), weil ich dort einen Tag Pause eingeplant hatte. Ich wurde immer erschöpfter, aber als ich die 100 Kilometer Marke erreichte, wusste ich, dass ich es schaffen konnte.

Schließlich hatte ich die gesamten 136 Kilometer zurückgelegt, wusste aber nicht, dass ich nur der äußere Stadtrand erreicht hatte. Die letzten 8 Kilometer gingen leicht bergauf und waren wirklich taff. Als ich endlich ankam, gönnte ich mir großartiges Essen und fand ein Hotel. Karakol ist eine tolle Stadt mit der spektakulären Szenerie von Gebirgen im Hintergrund. Ich unternahm nicht viel am nächsten Tag. Ich kaufte nur eine gute Landkarte und plante meine Route für die nächsten Tage.

Radtour in Kirgistan: Tag 11

Infos für Biker

  • 145 Kilometer / 412 Kilometer Gesamtstrecke
  • 953 Höhenmeter bergauf / 2681 Höhenmeter insgesamt
  • 845 Höhenmeter bergab / 1636 Höhenmeter insgesamt
  • Tolles Fahren, fast ohne Verkehr.
  • Nach 30 Kilometern wird die Landschaft immer beeindruckender. Unglaublich schöne Umgebung!

Karakol – Bokonbaev (1781 Meter über Normal Null)

Was für eine Fahrt! Die ersten 50 Kilometer führten durch ländliches Gebiet. Viel weniger Verkehr als am nördlichen Teil des Sees. Als ich Jengish erreichte, war ich hin und weg von der Aussicht.

Direkt neben dem See zu fahren, mit dem beeindruckenden Bergpass im Süden und schneebedeckten Gipfeln überall, war fantastisch. Und so war blieb die Aussicht den ganzen Tag.

Die letzten zehn Kilometer waren mit starkem Gegenwind wirklich anstrengend. Aber bei so einem großartigen Tag war es in Ordnung ein kleines bisschen zu leiden.

Rad versus Reiter?

Mein Rad fasziniert vielerorts

Wieder auf Tour

Der Tag lässt sich in zwei Hälften einteilen. Ich fuhr los und war sicher, dass ich es über den Bergpass von Tong Ashuu schaffen konnte. Ich wusste zwar nicht ganz genau, wo ich landeinwärts abbiegen musste, fragte aber nach und erfuhr, dass ich auf dem richtigen Weg war.

Ich fragte noch ein weiteres Mal und ich schien weiterhin in die richtige Richtung zu fahren. Also fuhr ich weiter, hatte jedoch ein mulmiges Gefühl, weil ich auf der falschen Seite des Flusses war und mein Navi eine etwas andere Route anzeigte.

Irgendwann erblickte ich endlich den richtigen Weg – der lag jedoch in weiter Entfernung auf der andere Seite des Flusses. Nachdem ich ein weiteres Mal entgegengesetzt der Richtung, in die ich eigentlich hätte fahren müssen, abgebogen war und mich noch einmal nach dem Weg erkundigte, war ich sicher, dass ich falsch lag.

Bonkonbaey

Mein Zelt, mein Rad, mein Kirgistan

Ich musste also den ganzen Weg zurück nach Bokonbaey fahren und verlor drei Stunden. Die Szenerie ist es aber allemal wert gewesen. Nach einem leckeren Mittagessen machte ich mich wieder auf den Weg. Dieses Mal vergewisserte ich mich, dass ich die richtige Strecke fuhr. Die Straße war schlecht, die Steigung machte das fahren schwierig. Die Landschaft allerdings wurde mit jedem Tritt schöner und ich konnte die tolle Aussicht genießen. Ich musste ein paar Mal abbiegen und stellte sicher, dass dies die richtige Route war.

Um ungefähr 18.00 Uhr erreichte ich eine Höhe von 2500 Metern und baute mein Zelt auf. Ich habe gegessen und Kaffee getrunken bis es zu regnen begann. Mit Zelt und warmem Schlafsack stellte der Regen allerdings kein Problem dar.

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Infos für Biker

  • 54 Kilometer / 614 Kilometer Gesamtstrecke
  • 1622 Höhenmeter bergauf / 5091 Höhenmeter insgesamt
  • 820 Höhenmeter bergab / 3437 Höhenmeter insgesamt
  • Teil 1 (Verfahren): 32 Kilometer – 661 Meter bergauf – 558 Meter bergab
  • Teil 2: 22 Kilometer – 961 Meter bergauf – 262 Meter bergab

Zeltplatz – Bonkonbaey

Bonkonbaey

Ich wachte auf zu großartigen Bedingungen. Es war sonnig und warm. Ich brühte mir eine Tasse Kaffee und packte meine Sachen zusammen um weiterzufahren. Die Landschaft in der Umgebung wurde zunehmend atemberaubender. Während des Aufstiegs begegnete ich einiges Hirten auf Pferden, mit denen ich mich kurz unterhielt. Man versicherte mir, dass ich auf dem richtigen Weg war.

Endlich erreichte ich Jurten und wurde zu Tee und Essen eingeladen. Die Einheimischen erklärten mir dann, dass ich den Fluss überqueren musste! Ich musste knapp 30 Minuten nach der richtigen Stelle suchen, an der ich den Fluss überqueren konnte, und erreichte mit nassen Füßen das andere Ufer.

Ich begann den Anstieg und suchte nach der Straße auf dieser Seite des Flusses. Nachdem ich sie endlich gefunden hatte, nahm ich mir den weiteren Aufstieg vor. Als ich bereits eine Höhe von 3200 Metern erreicht hatte, erblickte ich einen Mann, der mir entgegenkam. Aus der Ferne konnte ich bereits erkennen, dass er kein Kirgise war und Tourist sein musste.

Er war Franzose und war hergekommen, um in den Bergen zu wandern. Er berichtete mir, dass es unmöglich war, den Bergpass an dieser Stelle mit dem Bike zu überqueren und präsentierte mir seine Handflächen mit Schnittwunden vom Gletscher.

Wer ist mehr beeindruckt vom Fortbewegungsmittel des anderen?

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Infos für Biker

  • 45 Kilometer / 659 Kilometer Gesamtstrecke
  • 1015 Höhenmeter bergauf / 6106 Höhenmeter insgesamt
  • 1733 Höhenmeter bergab / 5170 Höhenmeter insgesamt

Ich war mehr als enttäuscht, entschied aber, dass es zu riskant für mich ist, den Pass alleine zu überqueren. Ich fuhr also zurück nach Bokonbaey und verfolgte meinen ursprünglichen Plan – am nächsten Tag entlang der Hauptstraße zu fahren.

Als ich umkehrte und bergab fuhr verschlechterte sich das Wetter schlagartig. Es begann zu regnen. Am nächsten Tag konnte ich sehen, dass die Schneespitze der Berge viel weiter nach unten gewandert war. Es war also die beste Entscheidung, meine Mission ‚Tong Ashuu überqueren‘ abzublasen.

Bokonbaey – Kochkor (1777 Meter über NN)

Es sollte sich herausstellen, dass dieser Tag zwei erstaunliche Wendungen nehmen würde. Meine Motivation zu Tagesanbruch war nicht gerade bombastisch, wahrscheinlich weil ich den Bergpass ohnehin wie geplant überqueren würde.

Ich fuhr also mit einigen Pausen und traf ein Pärchen aus der Schweiz, das mit ihrem Wohnwagen durch das Land reiste. Wir kamen ins Gespräch und sie rieten mir den Bergpass wegen schlechten Wetters zu meiden. Es scheint als hätte ich die richtige Entscheidung getroffen. Die beiden zeigten mir dann noch einen wirklich tollen Weg zur Anhöhe Son Kul.

Bergpass Son Kul

Ein kleiner Anstieg wartete auf mich und als ich an der Spitze angekommen war, lagen nur noch 20 Kilometer Strecke vor mir und drei Stunden Zeit. Hier kam die erste Wendung: 10 Kilometer davon führten bergab durch großartige Landschaft. Auf einmal macht das Biken wieder richtig Spaß!

Endlich am See Kochkor

Ich nutzte die Gunst der Stunde und fuhr weiter. Bald erreichte ich die Uferlandschaft des Sees Yssyk Kol und alles schien in bester Ordnung zu sein. Nach 71 Kilometern musste ich links abbiegen und hier kam die zweite Wendung: Auf einmal hatte ich gegen ernsthaften Gegenwind – und das bei Steigung. Die Umgebung war wirklich beeindruckend, aber ich kämpfte mit mehr als 30 Kilometern Strecke bei Gegenwind.

Endlich erreichte ich Kochkor. Ein wirklich hilfsbereiter Mann aus einem kleinen Laden in Kochkor zeigte mir ein Hotel. Er rief sogar die Hotelbesitzer und leistete mir Gesellschaft während ich auf sie wartete. Später gab es dann noch Abendessen und Bier. Ein weiterer ereignisreicher und anstrengender Tag ging zu Ende.

Infos für Biker

  • 119 Kilometer / 778 Kilometer Gesamtstrecke
  • 977 Höhenmeter bergauf / 7083 Höhenmeter insgesamt
  • 1009 Höhenmeter bergab / 6179 Höhenmeter insgesamt
  • Signifikaten Gegenwind über mindestens 35 Kilometer

Gekochter Fisch

Kochokor – Zeltplatz (nahe Ak Kiva) (2477 Meter über NN)

Nach einem Tag Pause gab es einen weiteren überragenden Tag. Ich machte mich auf den Weg nach Narin. Weil ich nicht in Eile war und gehört hatte, dass es ziemlich viele Stellen mit Straßenarbeiten auf der Hauptstraße dorthin gab, entschied ich einen Umweg zu fahren. Ich folgte der Hauptstraße von Kochkor nach Sari Bulak.

Das Foto ist nach knapp 45 Kilometern entstanden. Die Hauptstraße ist hier nicht so stark befahren und die Umgebung ist herrlich. An der Wegkreuzung von Sari Bulak gibt es ein Restaurant und ein paar Straßenstände mit gekochtem Fisch. Ich hielt mich rechts und fuhr ins Tal. Dort gab es absolut keinen Verkehr mehr und zu Beginn war sogar die Straße gut befestigt.

Nach 20 Kilometern erreichte ich das kleine Dorf Ak Kiva mit eindrucksvoller Landschaft. Die letzten 4 Kilometer auf dieser Strecke wurden dann wieder von ziemlich schlechter Straße geprägt.

Ich schlug mein Zelt in der Nähe des Dorfes, direkt neben einem kleinen Fluss auf. Die Einheimischen, die ihr Vieh nach Hause trieben und neugierige Dorfbewohner beobachteten mich. Während ich mein Essen zubereitete, kam ein Mann, der auf seinem Esel ritt, auf mich zu.

Er konnte nicht glauben, dass ich freiwillig in meinem Zelt schlafen wollte und versuchte mich zu überreden, die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Ich bestand darauf, dass es mir in meinem Zelt gut gehen würde und er verstand allmählich, dass er mich nicht überzeugen könnte.

Angenehmes Fahren bei wenig Verkehr. Nach 45 Kilometern verließ ich die Hauptstraße und bog links in ein Tal ab. Tolle Aussicht, kein Verkehr. Die ersten 17 Kilometer auf guter Straße, dann verschlechtern sich die Bedingungen.

Mein Schlafplatz

Von Zeltplatz zu Zeltplatz 2712 Meter über NN

Ein herrlicher Tag mit wunderschöner Natur. Nach dem Aufwachen bin ich zum „Magazin“ ins Dorf rübergefahren, um Wasser zu kaufen. So früh am Morgen schon habe ich gesehen wie die Menschen dort Wodka getrunken haben. Ein Plastikbecker, 200 Milliliter, auf Ex. Alkohol ist wirklich ein Problem.

Der Tag auf dem Bike begann mit leichtem Anstieg. Hin und wieder näherten sich Hirten auf ihren Pferden und fragten mich, wohin ich fuhr. Dann verschlechterte sich schlagartig das Wetter und bei der Straße würd es ein langer Tag werden.

Auf nach Ak Kiva

Hirten aus Kirgistan

Es begann zu regnen und wurde wirklich kalt. Glücklicherweise war der Regen nur vorübergehender Natur und ich konnte den leichten Anstieg den Pass hinauf in Angriff nehmen. Die 3 Kilometer schienen endlos. Ein Junge und sein Pferd begleiteten mich den ganzen Weg über – ich muss so ausgesehen haben, als würde ich jeden Moment vom Fahrrad fallen.

Auf dem Gipfel angekommen war es eiskalt – die Aussicht allerdings war einfach unglaublich! Die ganze Strecke bergab war begleitet von dieser wirklich tollen Szenerie. Ich bin immer noch froh, dass ich mich für diese Strecke entschieden habe. Am Ende des Tages fuhr ich noch ein weiteres Mal in ein Tal hinein, das nach Naryn führt und wirklich wahnsinnigen Ausblick bietet. Mein Zelt habe ich an einem zurückgezogenen Ort aufgeschlagen.

Regenschauer

Mein Zeltlager im Nirgendwo

Infos für Biker

  • 80 Kilometer / 925 Kilometer Gesamtstrecke
  • 1360 Höhenmeter bergauf / 9367 Höhenmeter insgesamt
  • 1070 Höhenmeter bergab / 7450 Höhenmeter insgesamt
  • Höchster Punkt: 3341 Meter, Bergpass nach 48 Kilometern

Zeltplatz – Naryn (2081 Meter über NN)

Und wieder ein großartiger Tag auf dem Rad! Ich hatte bereits damit gerechnet, dass mein Weg größtenteils bergab führen würde. Die ersten 30 Kilometer waren wieder einzigartige Szenerie und ich hielt hin und wieder an, um Bilder zu machen. Ich musste mich wirklich zügeln, nicht permanent anzuhalten und Fotos zu schießen; sonst wäre ich ja nie vorangekommen.

Nach weiteren 30 Kilometern erreichte ich eine unglaubliche Schlucht mit unbezahlbarem Ausblick. Ein Ausblick, der mir mit viel Auf und Ab definitiv im Gedächtnis bleibt!

Beeindruckend

Beeindruckt!

Wieder auf der Hauptstraße angekommen und mit 60 Kilometern auf dem Tacho kehrte mein ständiger Begleiter zurück: Gegenwind. Die Straße war unglaublich schlecht und ich wurde jedes Mal, wenn mich ein Lastwagen überholte, von einer Staubwolke eingehüllt und schluckte lauter umherwirbelnden Dreck.

Nur langsam erreichte in Naryn und nur knapp 15 Kilometer der Gesamtstrecke waren überhaupt geteert. Ich habe ein gemütliches Plätzchen in Naryn gefunden und die Dusche war wirklich eine herrliche Erlösung.

Die letzte Woche lag vor mir und sollte noch ein paar Anstiege und kalte Nächte mit sich bringen (am See Son Kul). Ich entschied mich also für einen weiteren Tag Pause.

Der Blick in diese Schlucht hat mich entzückt!

Naryn

Infos für Biker

  • 98 Kilometer / 1023 Kilometer Gesamtstrecke
  • 1268 Höhenmeter bergauf / 10635 Höhenmeter insgesamt
  • 1914 Höhenmeter bergab / 9364 Höhenmeter insgesamt
  • Höchster Punkt: 3341 Meter, Bergpass nach 48 Kilometern

Naryn – am Tag 20 & 21

Zum Biken nicht gerade die beste Strecke von Naryn zur Hauptverkehrsstraße. Straßenarbeiten an einigen Stellen, aber dafür eine umso atemberaubendere Landschaft.

Die 35 Kilometer von Ottuk bis zur Wegkreuzung abseits der Hauptstraße verlangten vollen Einsatz. Leichte Steigung bei erwähnenswertem Gegenwind. Während man sich der Kreuzung nähert, kann man bereits die Straße erblicken, die zum Bergrücken hinaufführt. Die Aussicht vom Gipfel des Berges über das Tal bis hin zu Son Kul ist wirklich atemberaubend.

Der Weg nach Ottuk

Kinder aus Kirgistan

Bei dem Anblick fuhr ich noch ein paar Kilometer und suchte nach einem geeigneten Plätzchen, um mein Nachtlager aufzuschlagen. Als es dann allmählich kälter wurde und zu regnen begann, entschloss ich mich für heute Schluss zu machen.

Ein Junge beobachtete mich dabei, wie ich mein Zelt aufbaute.

Die ersten 50 Kilometer sind unspektakulär – Radfahren entlang der Hauptstraße. Kilometer 35-50 mit leichter Steigung – ziemlich anstrengend bei Gegenwind.

Nach 50 Kilometern (Richtung Son Kul) tolle Aussicht!

Infos für Biker

  • 58 Kilometer / 1081 Kilometer Gesamtstrecke
  • 1162 Höhenmeter bergauf / 11797 Höhenmeter insgesamt
  • 669 Höhenmeter bergab / 10133 Höhenmeter insgesamt

Zeltplatz– Son Kul Lake (3029 Meter über NN)

Welch ein Tag, welch ein Trip! Als ich aufgewacht bin, war das Eis bereits von draußen ins das Innere des Zelt vorgedrungen. Glücklicherweise war es dennoch eher draußen als drinnen. Ich nahm direkt den nicht zu unterschätzenden Anstieg von 2500 zu 3000 Höhenmetern in Angriff.

Unglaublich schöne Landschaft und der Hauch eines Anstiegs – es sollte noch viel schlimmer kommen. Nachdem ich den Gipfel erreicht hatte, erwartete mich eine nette Talfahrt. Beeindruckende Umgebung. Ich fuhr größtenteils entlang einer flachen Ebene, die sich langsam wieder zu großartigen Ausblicken anhob. Urplötzlich fand ich mich dann vor einer großen Wand wieder.

eine malerische Kulisse für mein Rad

Serpentinen ragten in den Himmel. Von 2500 auf 3100 Meter war wirklich kein Kinderspiel. Die Straße war fürchterlich und dazu steil, sodass ich nur bei knapp 10% fahren konnte. Ich verfluchte in diesem Moment jedes zusätzliche Gramm Gepäck, das ich mitgenommen hatte. Nach zwei Stunden war es endlich geschafft.

Diese Serpetinen muss ich überqueren

Und wieder – diese geniale Szenerie. Nach weiteren 3 oder 4 Kilometern erreichte ich Son Kul, einen ziemlich beeindruckenden See, 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Ich radelte entlang des südlichen Ufers (ein ganzes Stück vom See entfernt).

Es gab viel Vieh und einige Jurten, die Straße war schlecht befestigt und schien nie zu enden. Es war bereits 18.00 Uhr als ich mich für einen weiteren kleinen Anstieg entschied und erst danach für einen Platz zum Zelten Ausschau hielt.

Auf der Anhöhe angekommen erblickte ich ein paar Jurten, die nah am Wasser aufgereiht waren. Ein Jurtenlager? Ich hab’s mir genauer angesehen und festgestellt: Ja, ein Jurtenlager. Es gab abends Essen, Bier und eine nette Jurte zum Übernachten 🙂

Ich dachte dann an das Mädchen, eine Bikerin, die ich unterwegs getroffen hatte, und das ältere Paar aus der Schweiz, das mit dem Wohnwagen unterwegs war. Beide meinten, dass es in der Nähre des Sees kein Jurtenlager gibt und dass der See gar nicht so besonders ist.

Ich würde sagen: Glaubt nichts, das ihr nicht mit eigenen Augen gesehen habt! Ich hatte eine großartige Jurte (mit Kuhfladen-Heizung!) und konnte einen ziemlich beeindruckenden Ausblick auf den See genießen. Fairerweise muss ich sagen, dass das Schweizer Pärchen mir die Route empfohlen hat, die ich letztendlich gefahren bin – ein ganz heißer Tipp!

Blick zurück auf die Serpentinen

Infos für Biker

  • 57 Kilometer / 1138 Kilometer Gesamtstrecke
  • 1699 Höhenmeter bergauf / 13496 Höhenmeter insgesamt
  • 1121 Höhenmeter bergab / 11254 Höhenmeter insgesamt
  • Größte Anhöhe: 3139 Höhenmeter

Bereits 22 Tage mit dem Rad unterwegs

Ein weiterer eindrucksvoller Tag. Nach dem Frühstück radelte ich los, um die Hälfte des Sees zu umfahren. Nach nur fünf Minuten, als ich gerade zurück auf die Hauptstraße gekommen war, hatte ich einen Weggefährten – der Hund des Jurtenlagers, der bereits vor meinem Zelt geschlafen hatte, begleitete mich plötzlich.

Ich fuhr und er wich nicht von meiner Seite. Nach weiteren 5 Kilometern war er immer noch da. Nach 10 Kilometern legte ich eine Pause ein und er war nach wie vor an meiner Seite.

Ich bin langsam nervös geworden, weil ich wusste, dass er zurück zum Lager laufen musste. Also sprach ich mit ihm und sagte, dass er besser zurückläuft, aber er blieb. Nach 25 Kilometern war ich bereits an der Nordseite des Sees und der Hund war noch bei mir.

Mein Begleiter für einige Kilometer

Auf nach Chaek

Ich fragte nach dem Weg und orientierte mich nach Westen, während der Hund noch immer mein Begleiter war. Bei jeder Jurte, an der ich vorbeifuhr verteidigte er mich, während die Hunde der Jurtenbesitzer mir sonst Probleme bereiteten.

Ein ganz unglaublicher Hund! Ich ließ den See hinter mir und begann den Aufstieg mehrerer kleinerer Berge. Immer in Begleitung des Hundes. Einfach beeindruckend. Beim finalen Anstieg war er noch da, verschwand allerdings urplötzlich.

Zuerst war ich ein wenig traurig, war dann aber glücklich darüber, dass er sich auf den Weg nach Hause gemacht hatte. Ich hatte bereits daran gedacht, ihm am nächsten Tag wieder nach Hause zu bringen.

Nach 3500 Metern ging es endlich wieder bergab. 20 Kilometer Talfahrt auf wirklich schlechter Straße. Da möchte ernsthaft niemand hochfahren müssen. Ich kam ins Tal und musste noch weitere 35 Kilometer bis Chaek zurücklegen.

Die meiste Zeit führte der Weg bergab. Ich Chaek habe ich ein Hotel gefunden – oder eher ein Haus mit Schlafgelegenheiten, allerdings mit gutem Essen. Was will man mehr! Ein weiterer aufregender Tag neigte sich dem Ende.

Infos für Biker

  • 95 Kilometer / 1233 Kilometer Gesamtstrecke
  • 886 Höhenmeter bergauf / 14382 Höhenmeter insgesamt
  • 2275 Höhenmeter bergab / 13529 Höhenmeter insgesamt
  • Höchster Punkt: 3260 Meter

Chaek – Kojomkul (2052 Meter über NN)

Dem Ziel ganz nah

Ein weiterer Tag anstrengenden aber schönen Radfahrens. Es geht leicht bergab auf dem Weg von Chaek nach Aral. Ich war bereits besorgt, weil ich wusste, dass ich jeden Meter, den ich heute bergab fahre, auf der Strecke über 3400 Höhenmeter hinaus wieder bergauf fahren musste. In Aral hielt ich für einen Kaffee und machte mich wieder auf den Weg.

5 Kilometer weiter überholte mich ein Auto. Der Fahrer blieb schließlich stehen und erklärte mir, dass ich in die falsche Richtung fuhr. Ich hab mein Navigationssystem gecheckt und mich darüber gewundert, dass ich auf einmal südwärts fuhr. Ich habe dann meine Karte ausgebreitet und doch den Weg nach Aral gefunden. Ich radelte zurück und fragte mich, wo wohl die Straßenkreuzung sein mag. In Aral hab ich dann die Brücke gesehen, die von der anderen Seite aus nicht in Sichtweite lag.

Ich habe mich dann links gehalten und bin wieder auf den richtigen Weg gelangt. Die nächsten 20 Kilometer führten durch eine Schlucht mit ziemlich schlechter Straße bei leichter Steigung. Kiyil Oy ist das erste Dorf auf der anderen Seite der Schlucht.

Von dort aus sind es noch weitere 24 Kilometer bis Kojomkul. Die Fahrt durch das Tal am Fluss entlang war genial. Langsam aber sicher nimmt hier die Steigung zu. Bei einer Farm in Kojomkul habe ich abends mein Zelt aufgeschlagen. Die Bewohner versuchten mich zu überreden, als Gast in ihrem Haus zu übernachten, ich bestand allerdings darauf, die Nacht in meinem Zelt zu verbringen.

Auf dem Weg nach Aral

Infos für Biker

  • 82 Kilometer / 1315 Kilometer Gesamtstrecke
  • 908 Höhenmeter bergauf / 15290 Höhenmeter insgesamt
  • 490 Höhenmeter bergab / 14119 Höhenmeter insgesamt
  • 68 Kilometer bergab
  • Im Aral muss man nach der Brücke direkt rechts abbiegen. Die Stelle verpasst man schnell.

Tag 24: Kojumkul – Bischkek

Heute habe ich ein kleines bisschen geschummelt. Ich musste noch einen Bergpass von 3000 Metern im letzten Gebirgszug vor Bischkek überwinden und hatte auf dem Weg zur Hautstraße knapp 24 Kilometer auf schlecht befestigten Seitenstraßen zurückgelegt, als 5 Kilometer vor der Hauptstraße ein Auto anhielt.

Ein Mann stieg aus und wartete auf mich. Es stellte sich heraus, dass es ein herzensguter Landwirt und in Begleitung eines ebenso netten Kollegen war.

Die beiden haben darauf bestanden, mich bis Bischkek mitzunehmen. Ich habe viel Schlechtes gehört über das Radfahren in diesem Gebirgszug, wegen des Verkehrs und des Tunnels, den man an der Spitze des Bergpasses durchqueren muss.

Backbiking

Abgesehen davon war ich begeistert von der Tatsache, dass mein Rad bei Schafen und Kühen auf dem hinteren Teil der Ladefläche stand.

Soskova

Die beiden waren echt nette Zeitgenossen und wir haben und gut über lustige Dinge unterhalten – sie auf Russisch und Kirgisisch, ich auch Englisch und Deutsch. Am Gipfel war dann der Motor überhitzt, aber dank meiner Wasserflasche, die ich kurz zuvor gekauft hatte, haben wir es durch den Tunnel geschafft. Die Fahrt durch den 3 Kilometer langen Tunnel war tatsächlich sogar im Auto unangenehm. Welch‘ Glück, dass ich nicht auf dem Rad durchfahren musste!

Auf der anderen Seite des Bergpasses hab ich mich dann wieder auf mein Rad gesetzt. Eine Strecke von 68 Kilometern bergab wartete auf mich! In Soskova angekommen, hab ich mir eine Kaffeepause gegönnt und einen kirgisischen Mann kennengelernt, der perfekt Deutsch und Englisch beherrschte. Er hatte sogar ein kleines Gästehaus, aber es war noch zu früh am Tag.

Ich brach also auf und legte noch weitere 18 Kilometer auf der Hauptstraße zurück. Der Verkehr wurde immer dichter und ich fuhr nur so weit, dass es noch 40 Kilometer bis Bischkek waren, auf der Suche nach einem Hotel.

Wegen der Tatsache, dass es nur noch 40 Kilometer waren und dass ich in der hereinbrechenden Dunkelheit kein Hotel finden konnte, entschied ich mich dazu, mein Rad kurzerhand in einen Bus zu packen und die letzten Kilometer direkt nach Bischkek zu fahren. Das Ende einer genialen Radtour!

Bergpass Richtung Bischkek

Infos für Biker

  • 111 Kilometer / 1425 Kilometer Gesamtstrecke
  • 680 Höhenmeter bergauf / 15970 Höhenmeter insgesamt
  • 2739 Höhenmeter bergab / 16858 Höhenmeter insgesamt
  • 68 Kilometer bergab

Radtour Kirgistan – Zusammenfassung

Diese dreiwöchige Radtour durch Kirgistan war eine der besten Touren, die ich jemals gemacht habe. Unglaublich nette Leute, atemberaubende Landschaften, Höhenpässe, wunderschöne Naturschätze. Dieses Land hat alles, was das Herz eines Outdoor-Fans begehrt.

Ich kann mich gar nicht festlegen, was das Beste an der Reise war. Jeder Tag war einfach genial. Eine Sache wird mir immer in Erinnerung bleiben: Die 35 Kilometer lange Strecke am Son Kul See, auf der mich ein Hund begleitet und geführt hat. Mein Freund, du warst Klasse!

Es war meine erste Reise ganz alleine und ich habe jede Minute genossen. Am allerwichtigsten: Das Rad war perfekt! (Danke an die Bugoy Biker Techniker). Ich war ausgestattet mit der perfekten Ausrüstung (Danke an die Schwalbe-Reifen, ich hatte nicht einen Platten) und hatte perfektes Wetter.

eine malerische Kulisse für mein Rad

tolle-kulisse-kirgistan

Hier ist meine Zusammenfassung für andere Radfahrer und Naturfreunde. (Aus persönlicher Perspektive … Wenn jemand andere Erfahrungen gemacht hat, gerne kommentieren!)

Gesamtwertung: 10 von 10 Punkten
Das perfekte Land für Naturbegeisterte, mit spektakulärer Szenerie und tollen Leuten.

Landschaft: 10 von 10 Punkten
Beginnen wir mit dem Hauptargument: Die Landschaft ist einfach beeindruckend und atemberaubend. Die Höhenzüge, schneebedeckte Bergspitzen, wunderschöne Seen, unglaubliche Täler – Dieses Land hat einfach alles!

Leute: 10 von 10 Punkten

Überall gibt es wahnsinnig nette Leute. Als ich mein Zelt neben einer Farm aufschlug, wurde ich spontan zum Frühstück eingeladen. Zwei freundliche Landwirte haben mich ein Stück in ihrem Wagen mitgenommen. Die lächelnden Gesichter und „Hallos!“ auf dem Weg – einfach toll! Unglücklicherweise ist Alkohol ein großes Problem. Ich habe viele Betrunkene getroffen, hatte aber nie Probleme mit ihnen. Einfach lächeln und höflich sein, dann kommt die Freundlichkeit durch.

Verkehr: 9 von 10 Punkten

9 von 10 in den Bergen. 2 von 10 in Bischkek und Umgebung und nördlich vom Issyk Kul See (bis hoch zum Cholpon Ata).

Zu Pferd hätte ich weniger Verblüffung erregt

In ländlichen Gebieten gibt es kaum Verkehr und Radfahren ist großartig. In der Nähe zu Bischkek und beim nördlichen Teil des Sees herrscht recht dichter Verkehr. Neunzig Prozent der Autofahrer haben Respekt und halten Abstand. Zehn Prozent allerdings bestehen stupide auf ihr Recht und tolerieren keine Radfahrer. In diesen besagten Gebieten empfiehlt sich daher ein Rückspiegel.

Der Blick zurück

Essen: 8 von 10 Punkten

Das Essen ist großartig! Ich esse gerne Fleisch und egal wo ich war, die Gerichte waren Weltklasse und es gab nie Probleme mit Magenverstimmungen.

Abgeschiedenheit: 9 von 10 Punkten

Wohlbefinden in der freien Natur – und du bist ganz auf dich allein gestellt. Man findet sich in völliger Abgeschiedenheit, sodass Selbsthilfe zum absoluten Muss wird. Manchmal sind dauert es zwei oder drei Tage bis man den nächsten größeren Ort erreicht. Ist es nicht genau das, was wir alle wollen? 🙂

Schwierigkeitsgrad: 9 von 10 Punkten

Wegen der Abgeschiedenheit und der bergigen Umgebung ist Kirgistan kein Reiseziel für Anfänger. Die richtige Ausrüstung ist essentiell, denn man muss gut auf schlechte Straßen (Waschbrettstrecken, loser Schotter) und kalte Nächte vorbereitet sein.

Straßen: 7 von 10 Punkten

Generell sind die Straßen recht gut. Hauptstraßen und sogar Nebenstraßen sind meistens gepflastert. Wer in den Bergen fährt, erwartet besser keine befestigten Straßen, sondern Waschbrettstrecken.

Einladung zum Tee in einer Jurte

Einladung zum Tee in einer Jurte

Vorrat aufstocken (7 von 10 Punkten) für Alkoholiker (10 von 10 Punkten)

Es gibt ausreichend ‚Magazins‘ an den Straßenrändern, in denen man Softdrinks, Schokolade und andere Dinge kaufen kann. Je weiter abgelegen der Ort, desto seltener sind die Getränke gekühlt. Selbst wenn es mal keine Softdrinks mehr gibt, ist ein gewisser Bestand an Wodka garantiert.

Klima/Wetter: 10 von 10 Punkten

Ich war den ganzen September über unterwegs und es war einfach perfekt. Jeder Tag war sonnig und insgesamt wurde ich von nur drei Stunden Regenschauer heimgesucht – in dreieinhalb Wochen.

In den Bergen war es recht kalt, aber dennoch erträglich. Bau dein Zelt an einer Stelle auf, an der du den ganzen Morgen Sonne genießen kannst und alles ist halb so wild.

Streuner: 2 von 10 Punkten

Straßenhunde stellen eigentlich kein Problem dar. Anders ist es allerdings, wenn man sich Jurten nähert. Alle Jurtenbewohner halten Hunde, die mitunter sehr territorial und wachsam sind. Kommt man zu nah, hat man ein Problem.

Internet/WLAN: 6 von 10 Punkten
In den größeren Städten gibt es WLAN und Internetcafés. Die Abdeckung ist zweifellos noch lückenhaft, wird aber sicherlich besser werden in näherer Zukunft.

Jens Funk
Gern mit dem Rad unterwegs –

Jens Funk

Jens Funk, geboren 1966 in Darmstadt, lebt seit 2002 auf den Philippinen und bietet seit 2008 geführte Fahrradtouren auf den Philippinen an. Jens reist jährlich für 4 – 6 Wochen auf eigene Faust mit dem Fahhrad (Selbstverpfleger) durch verschiedene Länder. Bisher hat er die folgenden Länder per Fahrrad bereist: Laos, Mongolei, Indien, Kirgistan, Pakistan, China, Tadschikistan und die Philippinen. Seine Erlebnisse präsentiert er in seinen fotostarken Reisetagebüchern.